Karen-Eliot-Performance beim Festival

Die Zukunft der Kunst

»Ich brauche den Kunstmarkt, um ihn zu unterwandern«

Das gab jede Menge Likes: Bei der letzten Art Cologne verloste Karen Eliot ihren Messeplatz auf Facebook. Wir wollten wissen, ob die Zukunft im Virtuellen liegt Künstler brauchen den Austausch, es braucht Räume, wo Kunst produziert werden kann, aber es wird seit Jahren immer enger in Köln. Ateliers, Ausstellungen, Stipendien basieren nur noch auf Rankings. Kunst ist nach wie vor ein elitäres System, dessen Inhalte sich danach richten, wer es fördert. Dadurch werden wir immer mehr zu Konkurrenten. Jeder muss sich selbst zu einer Marke machen, sich abgrenzen.

 

Dass ich versuche, mich da heraus zu halten und unter einem kollektiven Pseudonym arbeite, hat sich aus meiner künstlerischen Arbeit, aber auch aus meiner eigenen Erfahrung heraus entwickelt. Wenn man mit zwanzig anfängt an der KHM zu studieren, lernt man schnell, dass nur drei bis vier Prozent aller Absolventen von Kunsthochschulen später die Möglichkeit haben, Kunst zu machen. Also schielt man schnell zur Art Cologne und denkt, man muss es schaffen, dort noch vor dem Diplom auszustellen, damit man nach dem Studium weiterkommt. Ich möchte nicht in solchen Kästchen denken.
Dass meine Arbeit auf der Messe letztes Jahr angenommen wurde, hat mich überrascht. Sie fanden die Idee mit der Ausschreibung gut, bloß als ich anfing, das Messelogo mit anderen Schriften und Inhalten nachzubasteln, hat das dort für Aufregung gesorgt.

 

Das Internet ist für mich das perfekte Medium, weil man in zwei Richtungen kommuniziert, und weil jeder Karen Eliot sein kann. Du brauchst also eigentlich auch kein Interview mit mir zu führen, sondern kannst selber bestimmen, was ich sage. Als Künstler ist man ja ohnehin tausend verschiedene Einzelmeinungen. Ich fände es schön, wenn wir die Freiheit hätten, einander zu widersprechen und dabei die andere Meinung stehen zu lassen. Wenn ich an eine Wand ein Bild spraye und es gefällt dem anderen nicht, dann soll er es doch übermalen. Wenn wir uns aber gegenseitig kontrollieren, wird alles weniger. Das ist auch das Prinzip des Internets als Medium, das Prinzip Karen Eliot.

 

Als Karen Eliot hast du allerdings auch das Problem, dass Du nicht in die Künstlersozialkasse kommst. Dafür hast du aber Freiheit,  der Fokus liegt auf dem Inhalt, nicht auf der Person oder auf der Vita.  Weshalb guckt man sich Kunst an, da geht es doch darum, zu verstehen, etwas zu erfahren, das sind sehr persönliche Momente. Und das ist schließlich der Mehrwert der Kunst, wozu braucht es da noch Geld obendrauf?

 

Für die Zukunft gibt es Hoffnung. Initiativen des Teilens und Tauschens, wie Carsharing oder Foodsharing, finden mehr und mehr in die Kunst Einzug. Eine Idee von mir ist es, eine Plattform für künstlerische Ideen einzurichten. Für Künstler, die inspiriert sind aber keine Zeit haben und solche, die Inspiration brauchen. Dafür ist das Internet unerlässlich. Mein Verhältnis zum Kunstmarkt, wie er sich derzeit darstellt, ist ein ambivalentes, ich brauche ihn ja auch, um ihn subversiv zu unterwandern.