Filmstudios im Coloneum: In Ossendorf ist der kölsche Medien-Hype längst vorbei; Foto: Manfred Wegener

Raus aus Ossendorf

Die Stadtsparkasse hat die Magic Media Company an die Dubag AG verkauft. Die Zweifel am Investor wachsen

Nie wieder »Der Medicus«, nie wieder »Let’s Dance«, nie wieder »Die Buddenbrooks« — die Sparkasse Köln-Bonn ist ihrem Ziel, sich von einer Wunschmaschine für ambitionierte Lokalpolitiker zu einem Geldinstitut für Bürger und mittelständische Unternehmen zu wandeln, erheblich näher gekommen.  Im Herbst vergangenen Jahres wurde der Verkauf der Fernseh- und Filmproduktionsgesellschaft Magic Media Company (MMC) an die Deutsche Unternehmensbeteiligungen AG (Dubag) bestätigt.

 

Mit der Sparkasse hat sich nun auch der letzte der alten Besitzer von der MMC verabschiedet. RTL, ProSiebenSat1 und die LANA Beteiligungsgesellschaft waren bereits Ende 2007 aus dem Unternehmen ausgestiegen und die Sparkasse zum alleinigen Eigentümer geworden. Doch es gibt Zweifel, ob die Dubag der Partner ist, mit dem die MMC künftig erfolgreich am  Fernseh- und Filmmarkt bestehen kann.

 

Da wäre zum Beispiel die unterschiedliche Größe der beiden Unternehmen: Die MMC hatte 2011 einen Umsatz von mehr als 39 Millionen Euro und machte eine gute Million Euro Verlust. Die Dubag kam im selben Jahr dagegen nur auf eine Bilanzsumme von rund 3,5 Millionen Euro und erzielte einen Verlust von knapp 270.000 Euro. 2010 sah die Situation für die Dubag noch dramatischer aus: Im Jahresabschluss wiesen die Prüfer darauf hin, dass eine Überschuldung nach Insolvenzrecht nur deshalb nicht vorlag, weil eine Beteiligungsgesellschaft auf ihre Forderungen verzichtete. Zuletzt sorgte die Dubag im vergangenen Sommer für Schlagzeilen. Damals kündigte das Unternehmen an, Teile des insolventen Schlecker-Konzern übernehmen zu wollen. Schnell tauchten damals Zweifel an der Seriosität der Dubag auf, die sich schließlich  zurückzog.

 

Auch die Besitzer des Coloneums in Ossendorf, dem Standort der MMC, machen sich Sorgen. Zwar wurde auf Initiative der Sparkasse im März ein Zwangsverwalter eingesetzt. Das war nötig geworden, weil nicht mehr alle Anteilseigner des Esch-Fonds, dem die Studiogebäude gehören, die MMC in Ossendorf gemietet hat, ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können. Über Jahre waren die Mieteinnahmen geringer als erwartet und musste Geld nachgeschossen werden. Das hielten viele Anteilseigner des Esch-Fonds nicht durch. Zwangsverwalter ist Jörg Nerlich von der Kanzlei Görg, die auch auf Insolvenzverfahren spezialisiert ist. Nerlich hat die Interessen des Esch-Fonds zu vertreten. Pikantes Detail: Der Fonds klagt in anderer Sache gegen die Sparkasse Köln-Bonn — die in diesem Verfahren durch die Kanzlei Görg vertreten wird.

 

Yorck Otto, Geschäftsführer des Immobilienfonds, wurde trotzdem aktiv. In einem der StadtRevue vorliegenden Schreiben stellt er zahlreiche Fragen an die Dubag. Otto wollte wissen, ob die Dubag die GmbH, welche die MMC übernehmen will, wirklich nur mit einem Stammkapital von 25.000 Euro ausstatten will, wie die Dubag  Investitionen in das gemietete Gebäude finanzieren möchte und welche Sicherheiten das Unternehmen dem Fonds bieten kann — immerhin geht es um eine Miete in Millionenhöhe.

 

»Ich habe«, sagte Otto der StadtRevue, »auf  meine Fragen nur die Antwort bekommen, dass die Dubag sich mit dem Zwangsverwalter besprechen will.« Und der hat nach Informationen der StadtRevue die Fühler bereits nach anderen Mietern und Investoren ausgestreckt. Für die Besitzer des Esch-Fonds ist das eine gute Nachricht: Sie haben die Sorge, dass MMC unter der Führung der Dubag irgendwann nicht mehr in der Lage sein könnte, die Miete zu zahlen. Ein im Medienbereich erfahrener und wirtschaftlich stärkerer Mieter wäre dem Esch-Fonds lieber — alleine um sicherzustellen, dass die Miete künftig pünktlich und in voller Höhe bezahlt wird, was in der Vergangenheit nicht der Fall war.  

 

Otto sieht jedoch nicht nur seine Miete gefährdet, sondern den Medienstandort Köln: »MMC ist das drittgrößte Studio in Deutschland. Es zu sichern, heißt auch die Medienlandschaft zu sichern.« Ein Ende des Studios könne Arbeitsplätze gefährden und wäre ein Rückschlag für die Politik, die seit zwanzig Jahren mit viel öffentlichem Geld die Film- und Fernsehwirtschaft gefördert hat.

 

Jörg Frank, Fraktionschef der Grünen im Rat der Stadt und für Wirtschaft, Finanzen und städtische Unternehmen zuständig, begrüßt den MMC-Verkauf trotzdem: »Wie die Dubag einzuschätzen ist, kann ich nicht beurteilen. Für die Sparkasse war wichtig, dass sie einen akzeptablen Kaufpreis erzielt.« Ganz freiwillig ging die zweitgrößte Sparkasse der Republik diesen Weg nämlich nicht: Die Europäische Kommission hatte den Umbau des Geldinstituts zur Bedingung gemacht, als sie 2010 Hilfen in Höhe von 650 Millionen durch den Rheinischen Sparkassenverband und die Städte Köln und Bonn genehmigte. Die Geldspritze war nötig geworden, nachdem die Sparkasse in der Finanzkrise in eine gefährliche Schieflage geraten war.

 

Frank ist daher froh, dass das Kapitel MMC für die Stadt und die Stadtsparkasse damit abgeschlossen ist: »Der Ausstieg aus MMC war politisch richtig. Es war damals falsch, überhaupt bei der MMC einzusteigen. Das wurde von Wolfgang Clement in seiner Zeit als NRW-Wirtschaftsminister vorangetrieben.« Die Bedeutung von MMC und Coloneum für die Medienstadt Köln hält er zudem für zweifelhaft: »Köln ist wichtiger Medienstandort, aber das Coloneum war und ist dafür nicht entscheidend.«