Der König auf dem Fahrradweg
Die Logbucheinträge auf der Internetseite sind positiv bis überschwänglich: "der König des Fahrradwegs", "verdammt geile ökologische Alternative zum Auto", "so fühlt sich wohl Harley-Fahren an". Der Gelobte wiegt rund 35 Kilo und sieht ziemlich schick aus. Kasimir ist "Kölns erstes freies Lastenrad". Das Prinzip ist einfach: Wer etwas zu transportieren hat, kann sich das Rad unentgeltlich für einen oder mehrere Tage ausleihen. Kasimir hat keine feste Unterkunft, sondern wechselt alle paar Wochen den Standort. In der Autofreien Siedlung in Nippes war er schon und im Colabor - Raum für Nachhaltigkeit in Ehrenfeld. "Kasimir ist spannend für alle, die sich kein eigenes Auto leisten können oder wollen", sagt Hannes Wöhrle, einer der Initiatoren. "Dabei ist es egal, ob man es für den Privatgebrauch oder beruflich nutzen möchte." Entsprechend unterschiedlich sind die Gegenstände, die mit Kasimir durch die Stadt kutschiert werden. Eine junge Frau transportierte zwei Schleifmaschinen aus dem Baumarkt, eine mobile Ein-Mann-Kantine fuhr mit Kasimir eine Woche lang zum Einkauf von Großmarkt zu Großmarkt, eine Frau besorgte einen Teil ihres Umzugs von Hürth nach Porz.
Wöhrle und seine Mitstreiter interessieren sich vor allem für den Aspekt der Nachhaltigkeit und die Ökonomie des Teilens. "Klar, mit Kasimir tragen wir jetzt nicht groß zur CO2-Reduktion bei. Aber wir zeigen, wie eine andere Mobilität ausschauen könnte. Und dass man nicht immer alles selbst besitzen muss", sagt er. Wenn es nach ihm geht, ist Kasimir erst der Anfang. Ein zweites Lastenrad wäre wünschenswert, ein drittes, ein viertes: "Eigentlich braucht jede Straße einen Kasimir."