Die Hoffnung stirbt zuletzt: Bettina Fischer, Foto: Manfred Wegener

Suche Haus, biete Literatur

Vereint sind Bettina Fischer und Thomas Waldschmidt nur in der Enttäuschung: »Ich finde den Tonfall nicht okay«, sagt die Chefin des Literaturhauses. »Das war eine einseitige, tendenziöse Darstellung in den Medien«, findet der Vorsitzen­de des Kölnischen Kunstvereins. Es geht um einen geplatzten Umzug — und die Gründe für sein Scheitern.

 

Der Reihe nach: 2012 hatte es auf Initiative des damaligen Kultur­dezernenten Georg Quander erste Gespräche über einen Umzug des Literaturhauses von der Schönhauser Straße in »Die Brücke« an der Hahnenstraße gegeben, als Untermieter des Kölnischen Kunstvereins. Die Idee: Das Literaturhaus zieht aus der Peripherie ins Zentrum, der Kunstverein holt sich mehr Leben ins Haus. Im März 2013 schien die Sache in trockenen Tüchern, die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichete von einer Einigung. Ende Juni jedoch erklärte der Kunstverein die Verhandlungen für gescheitert. Das Problem: Das Forum für Fotografie, Eigentümer der Räumlichkeiten an der Schönhauser Straße, hatte dem Literaturhaus da bereits gekündigt.

 

Es folgte ein öffentlich ausgetragener Streit. Im Kölner Stadt-Anzeiger machten diverse Literatur­haus-Sympathisanten und -Vorstandsmitglieder ihrem Unmut über den scheinbar vertragsbrüchigen Kunstverein Luft. Dessen Verantwortliche wiederum schrieben daraufhin eine Offenen Brief, in dem sie ihre Gründe darlegten und sich über die »rufschädigende Kampagne« beschwerten. Von einer Einigung sei nie die Rede gewesen, stattdessen habe man nach weiterer Prüfung festgestellt, dass die finanzielle Belastung durch einen Einzug des Literaturhauses zu groß sei. Das Literaturhaus habe fast 150 Veranstaltungen pro Jahr, dementsprechend höher würden die Betriebskosten ausfallen, rechnet Waldschmidt vor. Fischer hält das für einen Rechenfehler: »Fast die Hälfte unserer Veranstaltungen finden an anderen Orten statt, die Belastung wäre also nicht so groß wie befürchtet.«

 

Der nicht zustande gekommene Umzug hängt auch mit Personalwechseln zusammen. Befürworter und Ex-Kulturdezernent Georg Quander ist seit Juni nicht mehr im Amt, und auch innerhalb des Kunstvereins gab es Bewegung: Im Juli hat Moritz Wesseler die Führung übernommen und angekündigt, die »Brücke« stärker nutzen und zudem die Künstler­ateliers erhalten zu wollen, die für das Literaturhaus in Büroräume umgewandelt werden sollten.

 

Schlichten soll den Streit nun der Besitzer der Immobilie: die Stadt Köln. Kämmerin Gabriele Klug wurde auserkoren, die beiden Parteien wieder an einen Tisch zu bekommen. Fischer hat fürs erste mit dem Forum für Fotografie ausgehandelt, dass das Literaturhaus zumindest in diesem Kalenderjahr bleiben darf. Für die Zukunft kann sie sich trotz allem eine Lösung mit der Brücke vorstellen. Nur eines möchte sie nicht: »Dieses gegenseitige Rumgehacke ist hoffentlich zuende.«