Schreiben schwarze Zahlen: Felix Seifert und Stephan Sarasi, Foto: Manfred Wegener

Happy-End mit Zeitdruck

Für das Filmhaus an der Maybachstraße wird ein neuer Träger gesucht

»Wir hätten nicht gedacht, dass sich der Betrieb so gut selbst trägt«, sagt Stephan Sarasi. Seit Ende November vergangenen Jahres bespielt er mit Felix Seifert das Kino im Kölner Filmhaus. Von Januar bis Juni 2013 besuchten nach ihren Angaben mehr als 6000 Menschen eine der Vorstellungen, keine riesige Zahl, aber hoch genug, um zusammen mit den Einnahmen aus Getränke- und Snackverkauf die laufenden Kosten zu decken. Es konnte sogar eine kleine Rücklage für die Sommerflaute angespart werden.

 

Die Verwunderung rührt daher, dass die Geschäftsführung des ehemaligen Trägers der Immobilie, der Filmhaus e.V., immer wieder betont hatte, das Kino gehöre zu den defizitären Abteilungen im Haus, die durch Einnahmen etwa aus dem Weiterbildungsangebot mitfinanziert werden müsse. Im Herbst vergangenen Jahres meldete der Verein nach langen und zunehmend undurchsichtigen internen Streitigkeiten Insolvenz an (siehe StadtRevue 9/12 und 12/12). Der ehemalige Filmhaus-Filmvorführer Seifert und der Festivalmacher Sarasi (Short Cuts Cologne, Exposed) nutzten die Chance und führen seitdem im Rahmen eines Zwischennutzungsvertrags den Betrieb des Kinos fort.

 

Weil der Rat der Stadt aber im Juli einstimmig eine öffentliche Ausschreibung beschlossen hat, um einen neuen Träger des Filmhauses zu finden, wird die Zwischennutzung in absehbarer Zeit vorbei sein — auch wenn Barbara Foerster vom Kulturamt den von der Politik angestrebten Zeitrahmen bis Ende des Jahres als »mehr als ehrgeizig« beschreibt.

 

Die Ratsfraktionen haben nun entschieden, dass die Immobilie weiter als »Ort der Filmkunst« betrieben werden soll. Im Beschluss heißt es, »dies umfasst ein entsprechendes Filmprogramm im Rahmen eines Kinobetriebs sowie ein film- und medienaffines begleitendes Veranstaltungsangebot«. Je nachdem wie die Ausschreibung konkret aussehen wird, wollen sich auch Sarasi und Seifert mit Partnern um die Immobilie bewerben. Sie bevorzugen allerdings — auch als Lehre aus der Geschichte des Filmhaus e.V. — ein »Baukastenmodell«. Das heißt, die einzelnen Teile des Hauses sollen zwar gemeinsam verwaltet werden, aber inhaltlich und finanziell unabhängig bleiben.

 

Bewerben wird sich auch der aus dem alten Träger hervorgegangene Neue Filmhaus e.V. zusammen mit der Produktionsfirma runge.tv, der Münchner Filmwerkstatt und dem Institut für Wissenschaft in Film und Fernsehen, die derzeit gemeinsam ebenfalls im Rahmen einer Zwischennutzung den Weiterbildungsbereich betreiben.

 

Allerdings scheint man aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Geschäftsführer Martin Blankemeyer gibt sich betont offen. Er hat einen Ideenwettbewerb ausgerufen, an dem sich alle beteiligen können, die sich in den Bereichen Filmkultur, Medienbildung und Filmschaffen im Filmhaus ansiedeln wollen.