Foto: Manfred Wegener

Allein unter Frauen

Das Projekt MAIK (»Männer arbeiten in Kitas«) möchte Männer für den Beruf des Erziehers begeistern

Michael Profitlich gehört zu einer Minderheit. Der 46-Jährige ist Erzieher. Im Kölner Erzbistum sind von 6.500 Beschäftigten, die unter anderem in katholischen Kitas arbeiten, nur 2,3 Prozent Männer. Profitlich will das gerne ändern.

 

Seit sechs Jahren setzt er sich als Leiter der Mauenheimer Kindertagesstätte St. Quirinus und Salvator für mehr Männer in Kindergärten ein. »Die Kita ist ein Abbild der Gesellschaft. Genauso wie Frauen werden im Kindergarten männliche Bezugspersonen als Vorbilder gebraucht«, sagt der Erzieher.

 

Diese Meinung teilen auch die Macher von MAIK (»Männer arbeiten in Kitas«). Das Caritas-Projekt entwickelt Strategien zur Steigerung des Männeranteils in Kitas und ist eines von 16 Modellprojekten in ganz Deutschland. MAIK legt den Schwerpunkt auf die Berufsorientierung. Auf Ausbildungsmessen, mit Projekttagen an Schulen, Praktika und dem »Boys Day« versucht das Projekt seit November 2011 junge Männer und Quereinsteiger für den Beruf zu begeistern. »In NRW sind aktuell nur 3,2 Prozent der pädagogischen Fachkräfte männlich. Das EU-weite Ziel liegt bei 20 Prozent. Davon ist Deutschland weit entfernt«, erklärt MAIK-Projektreferent Dominik Duballa. 

 

Michael proftilich beendete seine Ausbildung 1990 als einziger Mann unter 120 Erzieherinnen. Auch er konnte sich damals nicht vorstellen, in einem Kindergarten zu arbeiten. Erst, als er zehn Jahre in einem Kinderhort mit einem angeschlossenen Kindergarten beschäftigt war, merkte er, dass ihm auch dieser Bereich liegt. »Vorher habe ich mir die Arbeit mit kleinen Kindern nicht zugetraut. Dann habe ich langsam die Hemmungen verloren.« Profitlich erklärt, dass sich manche Männer in ihrer Position nicht verwirklichen können, zum »Bastelonkel« degradiert werden, zu wenig Selbstvertrauen oder eine falsche Vorstellung vom Beruf haben.

 

In seinen ersten Jahren als -Kindergartenleiter bekam er noch immer einen Standard-Serienbrief mit der vorgedruckten Anrede »Sehr geehrte Frau?…« — für männliche Leiter war im Vordruck kein Platz. Das hat sich mittlerweile geändert. Profitlich erinnert sich auch an die ambivalente Einstellung seines Freundeskreises. »Entweder totale Begeisterung oder totale Ablehnung — es gab nichts dazwischen. Auch heute noch genießt der Beruf längst nicht so viel Anerkennung, wie er verdient hätte. Dabei ist der Kindergarten die wichtigste Bildungseinrichtung im Leben eines Kindes«, erklärt Profitlich überzeugt.

 

Auch Julian Mihm kennt die Rolle als Mann unter Frauen. Er hat als Sohn einer Erzieher-Familie mit dem Ruf seiner Arbeit allerdings nie Probleme gehabt. »Viele erzählen, dass ihr Beruf von Außenstehenden nicht angenommen wird, die Erfahrung habe ich gar nicht gemacht«, sagt der 28-Jährige. Seit sechs Jahren ist Mihm Gruppenleiter in einem Kindergarten in Burscheid — als einziger Mann in der Einrichtung: »Ich höre öfter von dem Paradebeispiel: Viele Frauen und ein Handwerker. Aber das ist bei uns gar nicht so. Wir sind ein offenes Team.«

 

Dass Menschen wie Mihm oder Profitlich immer noch zu den Ausnahmen gehören, liegt auch an den Kindergärten selbst. »Wir müssen die Einrichtung auch für Väter vertrauter gestalten, die ganze Familie ins Boot holen«, betont Profitlich, der in seinen ersten Jahren als Erzieher Väter-Kinder-Tage einführte. Man müsse Väter zusammenbringen, mit den passenden Angeboten Begegnungspunkte schaffen. »Viele Männer basteln nicht gerne. Aber die hätten Sie mal sehen sollen, als wir Häuser aus Ytong-Steinen gekloppt haben! Das ist eine riesige Chance. Wer sich gut kennt und die Schwellenangst verliert, ist auch eher bereit, sich zu engagieren«, sagt der Pädagoge.

 

MAIK läuft noch bis Ende 2013. Kann ein solches Projekt am Männermangel etwas ändern? »Der Erfolg ist schwierig zu messen, aber es gibt Interesse. Das Thema ist verstärkt ins Bewusstsein von Mitarbeitern und Eltern gerückt, wird auch bei Trägern diskutiert«, meit Projektleiter Dominik Duballa. »Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass man um die Diskussion nicht mehr herum kommt.«