Nach der Abdankung

My Personal Title: Melanie Weidemüller über

Kaisers Abschied vom Museum Ludwig

Philipp Kaisers Sammlungspräs­entation »Not Yet Titled« ging offiziell am 26. Januar zu Ende. Er selber verabschiedet sich Ende diesen Monats. Damit endet auch unsere kleine Serie etwas früher als geplant. Die Welt bleibt natürlich trotzdem nicht stehen, und da sich die Aufregung um Kaisers vorzeitigen Abgang gelegt hat, kann man die Dinge ge­lassener sehen.

 

Das Museum steht keinesfalls schlechter da als zu seinem Amtsantritt (und schon König hatte es gut bestellt hinterlassen), im Gegenteil. »Not Yet Titled« wurde von der britischen Zeitschrift frieze unter die zehn besten Ausstellungen 2013 gewählt. Kaiser hat interessante Sonderausstellungen auf den Weg gebracht (Oscar Tuazon ab 14.2., Pierre Huyghe im April, »Ludwig goes Pop« im Herbst, Polke 2015...), sich um das heikle Thema Restitution gekümmert; der Ankauf von Hans Haackes »Condensation Wall« oder einer Kai Althof-Skulptur ergänzen die Sammlung sinnig. Das alles wurde in der internationalen Kunstwelt sehr wohl wahrgenommen. Für einen der attraktivsten Museumsdirektorenposten Deutschlands dürfte es also erstklassige Kandidaten geben.

 

Sollte das nicht so sein, hat es andere Ursachen. Kaiser geht aus privaten Gründen mit Worten des Bedauerns, nicht vermissen wird er jene Probleme, mit denen sich auch andere Kölner Museen rumschlagen: ein strukturelles Defizit durch gestiegene Energie- und Bewachungskosten sowie verschleppten Sanierungsbedarf. Zweitens die absurd umständlichen Verwaltungswege: »In diesen Büros voller Computer und Drucker mit diesen ganzen Dienstwegen und Dokumenten, die man mitzeichnen muss, wird das Geld verblasen. Wir müssen diese destruktiven Prozesse entschlacken« (Kaiser in einem Interview April 2013). Das wird sein Nachfolger kaum anders sehen.

 

Kann man sich eine beste aller Welten ohne deprimierende Diskussionen über »außerplanmäßige Mehrausgaben« vorstellen? In diesem Paralleluniversum wären sie selbstverständliche Investitionen in die Zukunft. Kaisers kurze Amtszeit hat gezeigt, welches Potenzial dieses Museum und seine großartige Sammlung auch im 21. Jahrhundert haben und dass der Generationswechsel gelingen kann. Wenn eine geeignete Person dies fortführt und genug Geld da ist, könnte alles gut werden. Man muss es nur wollen.