Dance Dialogues Africa
Afrikas Kunst hat mehr zu bieten als Folklore, für die sich im besten Fall Anthropologen interessieren. Das ist klar. Ebenso klar ist, dass sich alle künstlerischen Ausdrucksformen auf diesem riesigen Kontinent kaum unter dem Label »Afrika« zusammenfassen lassen. Das sagen immer wieder Menschen, die sich für den Kulturaustausch zwischen dort und hier engagieren. Die zeitgenössische afrikanische Kunst spiegele die Krisen und sozialen Umwälzungen wider, die der Kontinent gerade erlebe. Vom Wollen, Wünschen, Reden und Machen, von Neugier, immensen Schwierigkeiten und Glück ist die Rede.
Ein Projekt, das an diese Kreativität heran will und dabei keine eingefahrenen Wege beschreitet, heißt »Dance Dialogues Africa«. Finanziert wird es von der Kulturstiftung des Bundes. »Afrika« steht hier für die Länder Tunesien, Mali, Mosambik, Demokratische Republik Kongo und Südafrika.
Statt grober Draufsicht geht es ins gemeinschaftliche Detail: miteinander reden, einander in die Augen schauen. Tanzzentren in Bielefeld und Dresden, Kampnagel in Hamburg und das Pumpenhaus in Münster tauschen sich unter Federführung des tanzhauses nrw mit Initiativen aus den fünf Staaten aus. Zwar arbeiten auch renommierte Künstler mit, vorrangig geht es aber darum, den Nachwuchs zu fördern. Und zwar in dem, was afrikanische Choreografen, Tänzer und Musiker zu sagen haben, ohne ihre künstlerische Ästhetik für einen kommerziellen Erfolg auf dem deutschen Markt mit klischeebesetzter »Afrika«-Ästhetik anpassen zu müssen.
Die Ergebnisse kann man im März und April auf einem Festival im tanzhaus nrw sehen. An drei Wochenenden feiern 13 Produktionen ihre Uraufführung oder Deutschlandpremiere. Die Choreografien bilden ab, was zeitgenössischer Tanz in den fünf afrikanischen Staaten bedeutet. Leitmotive sind Widerstände, Orientierung in einer sich rasant wandelnden Gesellschaft, die Reflektion von Ideen und Ideale. Es geht um postkoloniale Körperbilder, die Bewegung von Massen, um Erinnerungen, Herzschläge und einen König auf der Suche nach der geraubten Tochter. Tanz wird zu einem Dialog mit dem, was nah und zugleich fern ist.