Foto: Manfred Wegener

Störhilfe aus dem Netz

Ein neuer Video-Channel erklärt Politik auf einfache Weise

 

Es beginnt plakativ: »TTIP ist böse«, heißt es gleich zu Beginn des ersten Videos. »Der Anfang muss knackig sein, sonst verliert man den Zuschauer«, erklärt Axel Kersten. Zusammen mit Arne Fleckenstein und Frederik Nelting ist der 32-Jährige einer der Gründer von »Stör/Element«. Im ersten Teil ihres Web-Magazins geht es um das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP.  »Das hat sich angeboten. Keiner weiß so richtig, um was es geht. Das konnten wir gut aufarbeiten.« 

 

Seit Ende 2012 arbeiten die drei zusammen. Die Idee ist einfach: Politik verstehen und verständlich machen, und das visuell ansprechend und unter Einbeziehung der Nutzer. »Wir wollen keine vorgefertigten Meinungen verbreiten. Wir wollen den Nutzern das Werkzeug geben, sich selbst ihre Meinung zu bilden«, sagt Kersten. Je mehr Leute politische Sachverhalte verstünden, desto besser könnten sie sich politisch engagieren.

 

Transparenz wird daher groß geschrieben: Alle Quellen stellen die »Stör/Element«-Macher auf ihrer Internetseite zur Verfügung. Die kompletten Interviews, die später zu einem Zehn-Minuten-Beitrag zusammengeschnitten werden, veröffentlichen sie in regelmäßigen Abständen. »YouTube funktioniert nur, wenn man jede Woche was rausbringt«, sagt Kersten. Die drei Kölner kennen sich aus mit der Materie. Kersten arbeitet sonst in der Filmbranche, Fleckenstein ist für ein Unternehmen tätig, das Webvideos produziert. Nelting studiert Politikwissenschaft. »Wir profitieren voneinander«, sagt Kersten.

 

Finanziert wird die Arbeit aus eigenen Mitteln und über Crowdfunding. Auf einer einschlägigen Plattform stellten die Kölner ihr Projekt vor, das zunächst auf fünf Videoreportagen angelegt ist. Innerhalb von eineinhalb Monaten bekamen sie genug Geld zusammen, um anzufangen.

 

Jeder aus der Community hat eine Stimme bei der Wahl der Themen. Über das TTIP wurde noch in der Kneipe entschieden, mittlerweile findet die Abstimmung auf Facebook statt. Die Themen der nächsten beiden Folgen stehen bereits fest: In Teil zwei geht es um Lobbyismus in Deutschland, im dritten Beitrag um politische Ideologien. Die Wahlbeteiligung ist noch gering, erzählt Kersten: »Wir wollen eigentlich, dass jeder aus der Community mitbestimmt.«

 

Die Resonanz aber ist positiv: Mit mehr als 15.000 Klicks für das erste Video ist »Stör/Element« auf Augenhöhe mit vergleichbaren Online-Formaten wie »Jung&Naiv«. Im Gegensatz zu Comedy- und Unterhaltungsformaten haben es politische Inhalte im Netz eben immer noch schwer. Die Macher von Y-Titty und Konsorten verdienen teilweise genug Geld mit der geschalteten Werbung, um davon leben zu können. Für »Stör/Element« ist dagegen erst mal eines wichtig: »Wir wollen wachsen und eine größere Reichweite erlangen.«