Dave Eggers »Der Circle«
Die Satire-Seite »The Onion« präsentierte vor einigen Jahren eine Reihe sehr komischer Videos über Apple-Fans und ihre kultische Verehrung neuer Produkte. Fake-Produkte wie das Macbook Wheel wurden vorgestellt, ein Laptop mit einem großen Rad anstelle der Tastatur für einfachere Handhabung. Ab und an fühlt man sich auch beim Lesen von Dave Eggers’ »Der Circle« an diese Momente erinnert, wenn die Bosse des titelgebenden fiktiven Konzerns ihre neuesten Gadgets präsentieren. Mit dem Unterschied, dass der Kontext hier alles andere als lustig ist. Eggers’ Buch über einen totalitären Megadienst an der Schnittstelle von Google und Facebook ist eine Dystopie, eine politische Anklageschrift. In den USA gilt es nicht wenigen Rezensenten als das »1984« des Internetzeitalters. Die Leitsätze aus Orwells Roman spiegeln sich in den Leitsätzen des Unternehmens: »Secrets are lies«, »sharing is caring« und »privacy is theft«. Ein beklemmender Roman über eine Zukunft, die von der Gegenwart kaum noch zu unterscheiden ist.
Kiepenheuer und Witsch 2014, 560 S., 22,99 Euro