Noch einmal mit Konsum
Großes Aufgebot in Porz. Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) sitzt mit seiner Entourage im Eiscafé des City Centers Porz und trinkt einen Milchkaffee. Zu seiner Linken Ute Berg, Dezernentin für Wirtschaft und Liegenschaften, und der ehemalige Baudezernent Bernd Streitberger, heute Chef der städtischen Entwicklungsgesellschaft Moderne Stadt. Zu Roters Rechten sein Baudezernent Franz-Josef Höing. Pressekonferenz zur nun endlich in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie, die Möglichkeiten aufzeigen soll, wie die desolate Lage des Porzer Zentrums verbessert werden kann. Es geht um 28 Hektar zwischen KVB-Haltestelle und Rheinufer. Mittendrin steht seit fünfeinhalb Jahren das ehemalige Hertie-Warenhaus leer. Es verfällt ebenso wie die zweistöckige Tiefgarage unter dem Marktplatz. Die Porzer Innenstadt ist städtebaulich völlig verhunzt, und die Einwohner haben keine Geduld mehr. Die Stadt hatte die Schrott-Immobilie vor einem halben Jahr für 3,9 Millionen Euro gekauft, weil sich kein Investor fand. Seitdem ist immer noch nichts passiert. Jetzt aber gehe es los, und in fünf Jahren könnte hier eine »lebendige, attraktive City« entstehen, kündigt Ute Berg an. Allein, eben das versprach nahezu im Wortlaut Anfang der 70er Jahre auch die Stadtspitze der damaligen Stadt Porz.
Höing tat dann auch sein Erschrecken über die städtebauliche Situation kund. Der gesamte Bereich müsse neu gedacht werden: Nicht nur, weil der zentrale Platz durch die Anordnung des Warenhauses zerstört wird, auch weil der Übergang zum Rheinufer durch eine Straße zerschnitten ist. »Man muss fragen, war diese Planung überhaupt jemals gut?«, so Höing. Glaubt man den Vertretern der Innenstadtgemeinschaft Porz, einem Zusammenschluss von Geschäftsleuten, braucht man vor allem mehr Parkplätze und mehr Geschäfte. Diese fatale Ideologie ist aber gerade das, was Porz seit den 70er Jahren so zugesetzt hat. Eine Machbarkeitsstudie halten viele der Händler für Zeitverschwendung. Franz-Josef Höing wird viel Geschick aufbringen müssen, um sich gegen diese Lobby durchzusetzen, wenn die Studie Ende Januar 2015 vorliegt. Zumal die Stimmung aufgeheizt ist, weil man sich von der Stadt im Stich gelassen fühlt. Wichtig wird es sein, dass auch die Vertreter der Armen und Alten hier zu Wort kommen. Gleich nebenan befindet sich der soziale Brennpunkt »Papageiensiedlung« und ein Jugendzentrum.
Soziale oder baukulturelle Gesichtspunkte werden in der Öffentlichkeit und der Porzer Politik aber kaum diskutiert. Es geht meist darum, ob man das Porzer Rathaus am Rhein zu Luxuswohnungen umbaut oder ob der Kaufhaus-Klotz abgerissen werden soll oder nicht. Allein eine »attraktive Zwischennutzung« wurde jenseits der Aufwertung durch Konsum angekündigt (siehe StadtRevue 6/2014). Aber das mag die Liegenschaftsdezernentin Berg nun nicht mehr versprechen. Es müsse sich rechnen, sagt sie.
Das »City Center Porz« übrigens, in dem die städtische Delegation saß, wurde ab 2002 in dem ehemaligen, völlig überdimensionierten Parkhaus gegenüber dem Warenhaus errichtet. Man wollte es nicht ganz abreißen, und heute macht es den Empfang an der KVB-Haltestelle so abweisend. Dieses Shopping-Center, so glaubte Bezirskbürgermeister Horst Krämer (CDU) damals, werde Porz nach vorne bringen.