Frau L. will nicht sprechen

Die Mitarbeiter von »Rex« und »Metropolis« wehren sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen

Als 1950 am Ebertplatz ein neues Kino eröffnet wurde, hieß es noch »Burgtheater Lichtspiele«. Daraus wurde Anfang der 80er Jahre das »Metropolis.« Mittlerweile gleicht das Kino wieder einer Burg. Die Chefin hat sich in ihrem Büro verbarrikadiert, für die Belegschaft ist sie nicht zu sprechen. Dabei gibt es einigen Redebedarf.

 

Die Filmvorführer und das Personal an der Theke — alles Studentinnen und Studenten — wollen sich mit einem Stundenlohn von 7,50 Euro nicht mehr zufrieden geben, zumal in anderen Kinos zum Teil deutlich mehr gezahlt wird. Außerdem fordern sie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und bezahlte Urlaubstage — Leistungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, aber bisher nicht gewährt wurden. Zum Forderungskatalog gehören zudem schriftliche Arbeitsverträge. Weil es aber von der Chefin monatelang keine Antwort gab, haben die Beschäftigten die Gewerkschaft Verdi eingeschaltet und verlangen nun auch einen Tarifvertrag.

 

Catherine Laakmann ist seit 1986 Eigentümerin des »Metropolis«. Seit dem Jahr 2000 gehört ihr auch das »Rex am Ring«. Das Programm beider Kinos genießt einen guten Ruf, auch wenn der Charme früherer Jahre etwas verblasst ist. Das »Metropolis« hat sich durch Filme in Originalversion einen Namen gemacht und durch ein vielfach ausgezeichnetes Kinderprogramm. Das »Rex am Ring« profilierte sich als »One-Dollar-House«: Zu herabgesetzten Preisen wurden Filme gezeigt, die schon in anderen Kinos gelaufen sind. Ein schönes Konzept, von dem aber zuletzt nur noch der zugkräftige Name übrig blieb. Stattdessen kamen immer mehr Filme zu ganz normalen Eintrittspreisen ins ­Programm.

 


Seit Sommer werden im »Rex« überhaupt keine Filme mehr gezeigt. Das Kino hat, so steht es auf einem Hinweisschild, »vorübergehend« geschlossen. Erst war es eine »Sommerpause« wegen der Fußball-WM, dann hieß es, das Kino werde renoviert. Ende August versprach Catherine Laakmann in einem Zeitungsinterview größere Leinwände und eine neue Bestuhlung, allerdings auch eine neue Aufteilung der Räume von bislang sechs in künftig sieben Kinosäle. Die Rex-Mitarbeiter wurden über die geplante Renovierung nicht informiert. Stattdessen wurde ihnen mitgeteilt, sie würden nun nicht mehr gebraucht. Ein Teil der Gekündigten klagte und konnte immerhin Abfindungen durchsetzen. Von den ursprünglich mehr als 20 Beschäftigten blieben damit aber nur noch neun übrig: die neun Beschäftigten vom »Metropolis«.

 

Die aber wollen jetzt erst recht nicht klein beigeben, zumal sie auch Rückendeckung erhalten: Eine von Verdi initiierte Online-Petition an Catherine Laakmann, ihrer Belegschaft faire Arbeitsbedingungen zu gewähren, wurde inzwischen von mehr als 5500 Menschen unterzeichnet. Das blieb nicht ohne Wirkung: Mitte November informierte die Chefin ihre Beschäftigten per E-Mail über ihre Absicht, Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall zu leisten, bezahlten Urlaub zu gewähren und Pausen zu ermöglichen. Immerhin ein Zugeständnis, wenn auch nur das, sich künftig an gesetzliche Vorgaben zu halten. Die Kino-Besitzerin nutzte allerdings die Gelegenheit, um an anderer Stelle den Druck zu erhöhen: Das Tauschen von Diensten soll für die studentischen Mitarbeiter jetzt nur noch im Ausnahmefall möglich sein. Die Beschäftigen verlangen deshalb weiterhin Gespräche über faire Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag.

 

Wie ist das alles zu erklären? Die Liebe zum Kino mag man Catherine Laakmann nicht absprechen. Als sie 1986 gemeinsam mit dem Kölner Filmkritiker Rolf-Rüdiger Hamacher und der Cutterin Claudia Wolscht das »Metropolis« vom Ufa-Konzern übernahm, machte sie daraus ein angesehenes und auch wirtschaftlich erfolgreiches Programmkino. Auch durch ihre langjährige Arbeit in verschiedenen Gremien der Filmförderungsanstalt hat sie sich einen Namen gemacht — wobei sich allerdings Kölner Kinobetreiber darüber wunderten, dass mit Laakmann eine Konkurrentin darüber mitentscheiden durfte, ob sie gefördert wurden oder nicht.

 

Dass die Zeiten für Kinobesitzer schwer sind, lässt sich nicht bestreiten. Die Zuschauerzahlen sinken bundesweit, und in diesem Jahr hat die Fußball-WM das Geschäft noch einmal zusätzlich erschwert. Aber muss man sich deshalb wie eine Gutsherrin benehmen? Es verwundert jedenfalls, dass die gelernte Sozialarbeiterin jedem Gespräch mit ihren Mitarbeitern aus dem Weg geht. Auch ihre jüngste E-Mail klang wie eine Dienstanweisung aus dem Lautsprecher: »Sehr geehrte Mitarbeiter, mit heutigen Datum gelten folgende Änderungen…« Man wüsste gerne, was Catherine Laakmann zu all dem sagt. Aber auch mit StadtRevue wollte sie trotz mehrfacher Nachfragen nicht sprechen.