Gespräche mit Überlebenden
In den meisten Orten Weißrusslands überlebten weniger als fünf Prozent der Juden die deutsche Besatzung. Aber auch sie erlebten den deutschen Terror, zum Beispiel im Ghetto von Minsk; sie versteckten sich in den Wäldern; hungerten; verloren Freunde, Eltern, Geschwister.
1998 besuchten weißrussische Überlebende Köln, trafen auch MitarbeiterInnen des Kölner Jugendclubs Courage. Aus dieser Begegnung entstand die »Projektgruppe Belarus«, die nun ihr zweites Buch vorgelegt hat. Von 1999 bis 2001 interviewten die Mitglieder der Gruppe zwölf jüdische Frauen und Männer aus Weißrussland, die den Holocaust überlebt haben. Sie erzählen in den Gesprächen von ihrer Kindheit vor dem Krieg, vom Überleben gegen die nationalsozialistische Herrschaft, vom Umgang mit ihren Erinnerungen.
Im zweiten Teil des Buchs ergänzen acht Historiker und Journalisten aus Deutschland, Weißrussland und Israel die Erinnerungen der Zeitzeugen. Christian Gerlach zum Beispiel, einer der besten Kenner der NS-Herrschaft in Weißrussland, beschreibt den Zusammenhang von deutschen Wirtschaftsinteressen, Besatzungspolitik und dem Mord an den Juden in den Jahren 1941 bis 1943.
BUCH
»Existiert das Ghetto noch?« Weißrussland: Jüdisches Überleben gegen nationalsozialistische Herrschaft. Hrsg. von der Projektgruppe Belarus im Jugendclub Courage Köln e.V. Assoziation A, Berlin 2003, 320 S., 15 Euro