Die letzte Vorstellung

Broadway und Odeon stehen vor dem Aus

Der Vorgang ist ja ganz normal: Ein Mietvertrag läuft im kommenden März aus und wird nicht mehr verlängert. Der Besitzer von Gelände und Gebäude hat andere – profitablere – Pläne als jene, die dort gerade das Geschäft betreiben. Dass so ein Fall in Köln zum Politikum wird, hat mit den besonderen Umständen zu tun. Es handelt sich um das Broadway-Kino samt Café an der Ehrenstraße, ein lieb gewonnenes Ziel alltäglichen Flanierens. Gleichzeitig steht auch das Odeon in der Südstadt vor dem Aus.

Kontroverse Verhandlungen

Bei aller Normalität des Vorgangs gibt es einige offene Fragen: Die Kinowelt AG, die das Kino über die Arthaus GmbH leitet, steht vor dem finanziellen Ende. Offenbar ist die Miete schon eine Weile nicht gezahlt worden. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Kinowelt, Peter Bach, meint, seine Firma habe alles versucht, um mit den Eigentümern zum Wohl des Kinos zu verhandeln. Eine Behauptung, der durch den zuständigen Projektleiter und einen Anwalt des Eigentümers allerdings widersprochen wird. Sie stellen dem entgegen, dass es auf Betreiben des Besitzers eine bauliche Lösung mit Kinos geben sollte, mit der Kinowelt darüber aber nie zu reden gewesen sei.
Reaktionen

Nun ist die Zeit des Kondolierens angebrochen. Die Kölner Tageszeitungen überbieten sich mit populistischen Artikeln, und die ehemalige Redakteurin des Kölner Stadt-Anzeigers und heutige Kulturdezernentin Marie Hüllenkremer betont, dass sie sich dieser Sache angenommen habe. Bei einer Podiumsdiskussion Mitte September präsentierte sie allerdings nicht viele Ideen, wie dem Kino zu helfen sei. Ihr markantester Satz zu dem Vorgang endete mit der Wertung: »Das ist leider Gottes, äh, das ist Teil unserer Gesellschaft.« Auch Michael Schmidt-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, drückte bei dieser Gelegenheit fest die Daumen.
Einig war sich das Podium, dass nun auch die Stadt in der Verantwortung stehe. Angesichts der Probleme, die die Kulturdezernentin mit der Cinemathekführung und der unklaren Zukunft für den Filmclub 813 schon seit Monaten vor sich her schiebt, mag man beinahe hoffen, dass sich Stadt und Dezernentin aus dem Vorgang heraushalten. Denn die Zeit drängt, auch wenn das Broadway wohl nicht, wie von der Kinowelt zunächst gewünscht, schon im November schließen wird. Ausgerechnet Peter Bach versucht nach eigenen Angaben Investoren zu finden, die die nötigen Millionen für einen Erhalt des Kinos aufbringen, ohne auf Rendite zu hoffen.

Broadway und Ehrenstraße

Nun hat man das Broadway
ja nicht unbedingt besucht, weil bestimmte Filme nur dort zu sehen gewesen sind. Eher schon, weil es immer ein gut geführtes und sympathisches Kino in bester Lage war. Die Eröffnung im Oktober 1982 stand am Beginn der Entwicklung, die der Ehrenstraße einen hübschen Aufschwung beschert hat. Nun könnte das Kino erneut zum Symbol werden: diesmal für den kulturellen Niedergang der Shoppingmeile.