Zu authentisch

Musik-Doku: »Metallica: Some Kind of Monster« von Joe Berlinger und Bruce Sinofsky

Rock ist tot, heißt es. Nur um dann wieder aufzuerstehen. Kurz darauf ist er aber schon wieder gestorben. Im Grunde ein etwas ermüdendes Gewese. Diese Lesart lässt sich auch auf die Geschichte einer Band anwenden: Metallica ist tot! Es lebe Metallica! Die beiden Filmemacher Joe Berlinger und Bruce Sinofski haben diesen Prozess festgehalten.
Kurz nachdem der Bassist die wohl erfolgreichste Heavy-Metal-Combo verlassen hat, entscheidet sich das überraschte Trio, die Aufnahmen zur neuen Platte »St.Anger« filmisch dokumentieren zu lassen. Was wie ein ödes Machwerk mit Live-Material und Blicken hinter die Kulissen beginnt, entwickelt plötzlich einen enormen Energieschub: Aufgrund der Zwistigkeiten zwischen Sänger James Hetfield, Gitarrist Kirk Hammett und Drummer Lars Ulrich wird der Psychologe Phil Towle engagiert, um den künstlerischen Schaffensprozess zu begleiten. Und plötzlich wird man Zeuge von allerhand amüsanten, unglaublichen Ereignissen: Testosteron schwitzende Mattenträger auf der Couch. Beleidigtes Türenschlagen. Ermüdende Diskussionen über einzelne Begriffe (»Solid? What do you mean?«). Das ehemalige Bandmitglied Dave Mustaine ist den Tränen nahe. Ein Hippievater, der gönnerhaft Kommentare zur Musik seines Sohnes Lars in den Bart murmelt. Und ein psychobrabbelnder Therapeut mittendrin, der einen Jungstraum wahr werden sieht und sich plötzlich als Teil der Band empfindet.

Abseits der Erwartungshaltung

Gerade einer Band wie Metallica, die mit dem Konstrukt »Authentizität« hausieren geht, ist dieser Film hoch anzurechnen. Allzu deutlich agieren die 40-Jährigen hier völlig abseits von Erwartungshaltungen der Fans. Als James nach einjähriger Alkoholtherapie wieder zur Band stößt, fordert er einen genauen Zeitplan: Bis 16 Uhr wird gerockt, danach muss er z.B. seine Tochter beim Ballett besuchen – selbstverständlich dürfen die Kollegen in der Zeit nicht mehr über die Songs reden! Reaktion von Lars, der sich in seiner Freizeit als mondäner Kunstsammler geriert: »This is a fucking rock’n’roll band. I don’t want no rules!«
Den beiden erfahrenen Dokumentarfilmern ist es gelungen aus vielen Stunden Material einen Film zusammenzusetzen, der einer klassischen Spannungskurve folgt, komische, aber auch rührende Szenen hat und der trotz der 140 Minuten extrem kurzweilig ist. Wirklich nicht nur für Fans, eigentlich gerade nicht für Fans. Für die ist der Film vielleicht doch – zu authentisch.

Metallica – Some Kind of Monster. USA 04, R: Joe Berlinger, Bruce Sinofsky, 140 Min. Start: 26.8.