Mehr Testbild, mehr Schlaf für Domian, mehr Papst im Zeitschriftenregal

Die StadtRevue-Medienkolumne

In der Aula der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) wird die Zukunft des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks zwar nicht entschieden, aber es wird eine mögliche Richtung aufgezeigt. Der Finanzwissenschaftler Marcel Thum und der Jurist Christian Waldhoff gehören zum Gutachterkreis des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium, das sich dem komplexen Komplex »Öffentlich-rechtliche Medien — Aufgabe und Finanzierung« gewidmet hat. Die Wissenschaftler kommen in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass ARD und ZDF sich zukünftig nur noch dort zeigen sollten, wo die Privatsender keine Angebote machen. Auf Einladung von KHM und Institut für Medien- und Kommunikations­politik (IfM) erläuterten Thum und Waldhoff: »Öffentlich-rechtliche Sender könnten die verbleibenden Lücken im Programmspektrum füllen«, und das ganz ohne Werbung, »da ansonsten die Fehl­anreize der Programmgestaltung, die mit dem öffentlichen-rechtlichen Rundfunk beseitigt werden sollen, gleichsam durch die Hintertür wieder eingeführt werden.« Mit einem Programmangebot, das sich nicht in Konkurrenz zu den Privaten begibt, könnte es — wenn man das Gutachtern radikal deutet — zurück gehen in die 1970er: Drei Programme, Sende­beginn am Nachmittag und Sendeschluss noch vor Mitternacht. Zwischendurch das revanchistische ZDF-Magazin mit Gerhard Löwenthal, die harmlos-renitenten Notizen aus der Provinz und das Feuerrote Spiel­mobil. Ansonsten viel Testbild.

 

Wirklichkeit wird schöner durch Sprache! Beispielsweise wenn man häss­liche Worte einfach verbannt. Zum Beispiel »Klimawandel« oder »Globale Erwärmung«. Per Twitter verbreitete der frühere US-amerikanische Vizepräsident Al Gore, dass Florida seinen Umweltbehörden die Verwendung dieser Begriffe untersagt hat. Die Entfernung von umstrittenen Begriffen sollte nicht nur in Florida Mode machen, sondern könnte auch in Köln hübsche Erfolge zeitigen: »U-Bahn-Fertigstellung«, »Stadtarchiveinsturzursachenforschung«, »Keupstraßenanschlagsaufklärung«, wären nur drei Beispiele für Begriffe, die nachhaltig schlechte Laune machen. Ach ja, Nachhaltigkeit — die englische Bezeichnung »sustainability« steht in Florida auch auf dem Index.

 

Sex wird auch schöner durch Sprache! Das war zwei Jahrzehnte lang die Erfolgsformel von Jürgen Domians Nighttalk bei 1Live und im WDR-Fernsehen. Ob Sex mit 60 Kilo Mett, mit Staubsaugern, elektrischen Zahnbürsten, im Aquarium oder auf Omas Rheumadecke — kaum ein Thema aus den Schattenreichen des Absonder­lichen drang in all den Jahren nicht irgendwann einmal durch bis in Domians Kopfhörer. Die Headphones suggerierten eine beichtstuhlhafte Vertraulichkeit, die auch vonnöten ist, wenn ein paar tausend Zuschauer Nacht für Nacht fassungslos oder fasziniert, jedenfalls immer auch maximal voyeuristisch auf den Schirm starrten, wo es nix zu sehen gab. Außer dem konzentriert zuhörenden Mann und seiner 20.000mal erfolgreich gewählten Rufnummer 0800–2205050, natürlich. Der 57-Jährige möchte auch mal wieder Sonnenaufgänge erleben, deshalb sei im nächsten Jahr Schluss mit Telefonsex, so der scheidende Nachtfalke in einer Erklärung. Doch nicht wenige Kommentatoren sehen andere Gründe hinter Domians Abschied. »Rückzug mit Beigeschmack« titelte der Kölner Stadt-Anzeiger, und mutmaßt, dass »der öffentlich-rechtliche Sender sein Programm verjüngen will, und da passen manche älteren Gesichter wohl nicht mehr ins Konzept.«

 

Auf die Frage, mit wem er einmal eine Nacht durchmachen will, antwortete Domian: »Mit dem Papst.« Falls ihm das auch nach der Pensionierung nicht glücken sollte, dann wartet Trost am Kiosk, wo mit »Mein Papst« die »erste Illustrierte über Papst Franziskus« auf die Zielgruppe wartet: Frauen ab vierzig in Ballungsgebieten und katholischen Regionen, wie der Verlag mitteilt. Und der gesegnete Verlag ist kein geringer als Panini, der mit seinen Fußballspielerabziehblidchen beste Referenzen in Sachen Heiligenverehrung vorweisen kann. Im März-Heft lesen Sie für barmherzige 1,80 Euro: »So wohnt der Heilige Vater« sowie »Das spannende Leben des Franziskus Teil 1«. Dazu die besten Rezepte aus der Kantine des Vatikans und zum Heraustrennen »Zwei Poster mit Botschaft«. Ob in späteren Heften Tipps zur würdevollen Kindererziehung mit der Rückhand folgen, war zunächst nicht bekannt.