Mit dem Strolch übern Rhein
»Fahren sie eigentlich noch nach Köln?« In der reisefreudigen internationalen Kunstszene ist es nicht mehr selbstverständlich, einmal im Jahr die Rheinmetropole zu besuchen. Zum Bedeutungsverlust der Kunststadt Köln gehört auch der Niedergang der Art Cologne. Die Messe bekam viel zu spät die Kurve und stellte letztes Jahr Gerard Goodrow als neuen Leiter ein, mit klarer Mission: das muffige Image verabschieden, Köln gegenüber der europäischen Nummer eins Basel und dem Aufsteiger London neu positionieren und die Qualität wieder anheben. Zum Arbeitsvertrag bekam der Deutsch-Amerikaner eine Liste mit wichtigen Galerien weltweit in die Hand gedrückt, die man bald (wieder) in Köln begrüßen möchte.
Frischer Wind spürbar
Goodrow kann 2004 hinter einige Namen bereits Häkchen machen, und wenn die »New Art Cologne« am 28. Oktober zum letzten Mal in den Deutzer Rheinhallen eröffnet, bevor sie RTL Platz macht, soll der frische Wind bereits spürbar sein. Drei Tage früher weht es allerdings heftig auf der anderen Rheinseite. In der ehemaligen Königlichen Eisenbahndirektion »RheinForum« findet für vier Tage die erste »Rheinschau – art cologne projects« statt. Der Name steht für – man will sich nichts nehmen – Kooperation mit der Messe und Synergiewünsche, Idee und Initiative stammen von der Kölner Galeristin Linn Lühn und der Agentur Neumann + Luz Projects GmbH. Als »messeähnliches Begleitprojekt« kündigen es die Veranstalter an, vielleicht verwandt der »Liste« in Basel, mit Informationswert und dem nötigen Come-together- und Hipnessfaktor.
Etwa 30 internationale Galerien mit Renommee oder Aufsteigerpotenzial wurden vom Beirat (Sadie Coles, Maureen Paley, Daniel Buchholz u.a.) eingeladen, die Räume mit ausgewählten Projekten ihrer Künstler zu bespielen. Köln ist mit Galerie Capitain, Buchmann, Johnen + Schöttle, Campagna u.a. namhaft vertreten; aus Berlin kommen etwa Johann König und Giti Nourbakhsch, Robert Miller aus New York, das europäische Ausland ist u.a. mit Galerien aus Stockholm, Warschau, Mailand oder Athen präsent. Zu den Annehmlichkeiten gehören Öffnungszeiten bis 23 Uhr, der Boot-Shuttle mit der »MS Strolch« über den Rhein und das von Michael Kerkmann kuratierte Musikprogramm im Foyer des 20er-Jahre-Baus.
Die Mehrheit hofft
Bei einem Fluss ist es Ansichtssache, ob er trennt oder verbindet. Einige Kölner Galeristen warnen, wollen die Szene lieber in Deutz oder die Sammler in ihren Galerien sehen. Die Mehrheit ist neugierig, und hofft: Neue Projekte mit überprovinziellem Niveau sind Signale, damit diese Stadt wieder überregional ausstrahlt.
Info
RheinForum, Konrad-Adenauer-Ufer 3, 25.-29.10., Öffnungszeiten 15-23 Uhr, 25.10. Vernissage, 19 Uhr, 8/6 €., Dauerticket 25 €., 15-20 Uhr BootShuttle.
Musikprogramm
26.10. House-Label Dial
27.10. Schlammpeitziger mit Uli Göcken und Olaf Karnik
28.10. Kölner Live-Premiere von
Dominique (mit Julian Göthe)