Organisiert mit: Martin Herrndorf vom »Tag des guten Lebens« | Foto: Manfred Wegener

»Kreative Antworten erproben«

Ende Mai findet der »Tag des Guten Lebens« in Sülz statt.

Wie funktioniert er im Viertel der Besserverdienenden?

Am 31. Mai wird es zwischen Universitätsstraße und Sülzgürtel, Luxemburger Straße und Zülpicher Straße keinen Autoverkehr geben, stattdessen wird Platz für nachbarschaftliche Aktionen geschaffen. Ein »Tag des guten Lebens« in Sülz, dem Veedel der Lehrer und leitenden Angestellten? Martin Herrndorf, einer der Organisatoren, über urbane Freiräume, alternative Mobilität und verkaufsoffene Sonntage.

 


 

Herr Herrndorf, was ist eigentlich so wichtig an einem »Tag des guten Lebens«?


In einer Umfrage haben sich 82 Prozent der Deutschen weniger Autoverkehr gewünscht. Wir greifen das auf und fragen, wie ein gutes Leben in der Stadt aussehen kann. Die kreativen Antworten der Anwohner und Besucher sollen erprobt werden. Langfristig wollen wir Themen wie Nachhaltigkeit, alternative Mobilität und Bürgerbeteiligung in die Stadtplanung integrieren. Kopenhagen und Amsterdam sind uns da um Längen voraus.

 

Muss man die Menschen durch so einen Tag dazu zwingen, das Auto stehenzulassen und das Fahrrad zu nehmen?


Ich würde diese Frage anders stellen. Bei alternativer Mobilität geht es auch darum, wie man sicheres und angenehmes Fahrradfahren ermöglichen kann. Viele trauen sich das bei dem Autoverkehr gar nicht. Und es gibt viele Bürgersteige, die nicht einmal breit genug sind, um nebeneinander zu gehen. Eine Stadt, die alternative Mobilität fördern will, muss das ändern.

 

In Ehrenfeld war der Tag in den vergangenen Jahren ein großer Erfolg, in Sülz mussten Sie ihn im Herbst zunächst absagen ...


Es war eine schwierige Entscheidung für uns und auch die Nachbarn, den Tag auf dieses Frühjahr zu verschieben. Aber es war wichtig, sich die zusätzliche Zeit zu nehmen – für die Inhalte, wegen denen wir den Tag ja organisieren. In dem organisatorischen Stress von gleich zwei Tagen in Sülz und Ehrenfeld ist viel Dynamik verlorengegangen, die für eine solche Veranstaltung notwendig ist. Es gab auch logistische Herausforderungen, weil wir uns in Sülz noch nicht so gut auskannten.

 

Zeitgleich wird ein verkaufsoffener Sonntag in Sülz stattfinden. Wie passt das zu Ihrer konsumkritischen Veranstaltung?


Wir wurden erst sehr kurzfristig von den Behörden darüber informiert und haben lange diskutiert, wie wir damit umgehen wollen. Die Interessengemeinschaft Sülz-Klettenberg (ISK) konnte den verkaufsoffenen Sonntag nicht verschieben. Wir haben uns dann entschieden, nicht auf Konfrontation zu setzen. Wir akzeptieren das Nebeneinander beider Veranstaltungen und sind überzeugt, dass der »Tag des guten Lebens« trotzdem vielfältig, politisch und unkommerziell wird.

 

Sie haben nicht versucht, bei der Stadt eine Verschiebung des verkaufsoffenen Sonntags zu erreichen?


Wir haben eine breite Unterstützung aus der Politik. Die Frage war, ob wir das testen wollen und ob wir die politische Unterstützung nicht lieber für unsere politischen Anliegen wie die Umgestaltung des öffentlichen Raumes mobilisieren. Außerdem gibt es mittlerweile einen sehr guten Austausch mit der ISK, und wir hoffen, dass wir am Tag selbst auch neue Zielgruppen für unsere Ideen erreichen. Was an Widersprüchlichkeiten dann vielleicht noch da ist, müssen wir aushalten.

 

Planen Sie »Tage des guten Lebens« auch in anderen Stadtteilen?


Auf jeden Fall! Wir wollen, dass der »Tag des guten Lebens« weiterzieht. Es gibt schon einen entsprechenden Beschluss in der Bezirksvertretung Innenstadt. Wir als Agora hatten mal das Rechtsrheinische ins Auge gefasst, dort gibt es auch spannende Stadtviertel, zu denen der Tag gut passen würde. Ich persönlich würde ja sehr gerne mal den Ebertplatz autofrei erleben.

 


Tag des guten Lebens, So. 31.5, 11–20 Uhr.
Auch die StadtRevue ist mit
einem Stand vertreten.
tagdesgutenlebens.de