Richard Hell, »Blank Generation. Autobiographie«
»Ich wollte nicht durch die Zeit über einen Menschen schreiben, sondern über die Zeit durch einen Menschen.« Mit diesem programmatischen Satz schließt Richard Hell seine Autobiographie, sie durch diesen Akt der Demut gleichzeitig ad absurdum führend. Hell ist eine Punk-Legende, aber nicht wie wir uns das vorstellen. Denn der Punk-Ethos dieses Ur-New-Yorkers, der in Wirklichkeit aus der Einöde von Kentucky stammt, ist kein »No Future«, sondern geboren aus einer Gier danach, das Leben in sich aufzusagen, bis das Selbst im Strudel der Ereignisse verschwindet. »Blank Generation«, die deutsche Übersetzung trägt den selben Titel wie Hells wichtigster Song, ist ein Musikerbuch: Namedropping folgt auf Anekdötchen. Aber Hell ist seit 25 Jahren Schriftsteller und weiß, was eine straffe Textökonomie ist: Er schwätzt nicht, sondern schaut erstaunlich klar auf die 70er zurück, in denen nur getaumelt, geschrien und gerüpelt wurde. Immer vorneweg und dabei dem Drogentod nahe: Hell. Aber wie alle großen Punks ist er lakonisch: Er hört mit der Musik und den Drogen auf und überlebt. Und hört, zum Glück, nicht auf, sich als Dichter, Performer und Punk-Historiograph neu zu erfinden.