Kurt Holl, 1938–2015

»Ich fand 1968 die Rektoratsbesetzung der Kölner Uni unglaublich faszinierend. Das Rektorat arbeitete offen mit dem 14. Kommissariat der Polizei zusammen und sammelte Daten über uns. Wir forderten das Rektorat auf, diese Zusammenarbeit einzustellen. Als der Rektor sich sträubte, haben wir das Rektorat gestürmt. Wir hatten einen Vorschlaghammer dabei und haben die Glastür zu Bruch geschlagen. Anschließend haben wir drei Tage im Rektorat gehaust, Tag und Nacht. Dann kam es in der total überfüllten Aula zur Vollversammlung, mit 1500 Studenten. Es wurde heiß diskutiert, ob die Besetzung gerechtfertigt war oder nicht. Da ist ein Genosse ans Mikrofon gegangen und sagte: Der aufrechte Gang geht eben manchmal durch Glastüren. Das hat alle elektrisiert, die Aula tobte und wir gewannen die Abstimmung.

 

Mein persönliches Fazit aus 1968: Es ist noch nicht zu Ende. Ich fühle mich nach wie vor den Zielen verpflichtet, die wir damals vor Augen hatten. Leider ist der Widerstand in den letzten 15 Jahren unglaublich zurückgegangen, obwohl die neuen Verhältnisse schlimmer denn je sind: Wir führen neue Kolonial-, das heißt Ressourcenkriege, die Grundrechte werden immer mehr eingeschränkt und Hunderttausende sind verelendet. Ich versuche mit vielen Kölnern, dass wenigstens die am meisten Aus­gegrenzten ­— Flüchtlinge und Minderheiten wie die Roma — ein bisschen Solidarität erfahren. Es ist unendlich viel unerledigt, und ich kann mich da­raus nicht verabschieden.«
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Kurt Holl starb am 10.12.2015.
Die Zitate von ihm sind Auszüge aus einem Gespräch,
das im April 2008 in der StadtRevue erschienen ist.
Am 9.1., 16 Uhr, findet in der Lutherkirche
(Martin-Luther-Platz 2–4) eine öffentliche Trauerfeier statt.