Energie sparen und Geld verdienen

Eine Kölner Schule wird ihren Stromverbrauch bald um die Hälfte reduzieren – mit Beteiligung der Bürger

In der Europaschule in Köln-Zollstock wird seit Jahren das Geld zum Fenster raus geheizt. Und das nicht nur im übertragenen Sinne – laut Schulleiterin Dagmar Naegele ist die Gesamtschule »in einem katastrophalen Zustand, was die Energietechnologie betrifft.« Doch genau dieser Zustand sorgte für den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn je höher der Verbrauch, desto höher die Einsparmöglichkeiten. Und für die interessiert sich Kurt Berlo vom »Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie«.

Klimaschutz als Kapitalanlage

Berlo ist Projektleiter und Mitinitiator des Projekts »Solar und Spar – 100.000 Watt-Solar-Initiative für Schulen in Nordrhein-Westfalen.« Aus vierzig Bewerbern wurden vier Schulen ausgesucht, an denen Solarstromanlagen installiert werden. Zusätzlich wird durch Einsparmaßnahmen bei der Beleuchtung, Heizung und Lüftung der Strombedarf um fünfzig Prozent reduziert. So werden der Atmosphäre jährlich insgesamt 1,5 Millionen Kilogramm Kohlendioxid erspart. Durchgeführt wurde das Projekt bisher an Schulen in Engelskirchen, Emmerich und Gelsenkirchen. Auch in Zollstock soll demnächst im großen Stil Strom gespart und die Umwelt entlastet werden.
Die Kosten für die ökologische Sanierung der Europaschule sind mit 1,2 Millionen Euro nicht eben gering. Um diesen finanziellen Kraftakt zu stemmen, setzt man auf Bürgerbeteiligung. Klimaschutz als Kapitalanlage, so das Motto. Im Einzelnen funktioniert das so: Ab einer Bareinlage von 2500 Euro kann man sich als Gesellschafter an dem Projekt beteiligen. Für Angehörige der Schule liegt die Mindestsumme bei 500 Euro. Knapp sechzig Prozent der Kosten für die ökologische Umrüstung sollen von Bürgern getragen werden. Den Rest decken ein Zuschuss der »Landesinitiative Zukunftsenergien NRW« und ein Bankkredit ab.

Jährliche Ausschüttungen

Ökonomisch rentabel für die Anleger wird das Projekt durch einen so genannten Einsparvertrag mit der Stadt Köln. Über einen Zeitraum von 14 Jahren werden die gesamten Ersparnisse bei den Energie- und Wasserkosten gutgeschrieben. Zusätzlich wird der in das Netz eingespeiste Solarstrom von der GEW über die gesamte Projektlaufzeit vergütet. In einer jährlichen Ausschüttung werden
die Gewinne dann an die Teilhaber ausgezahlt.
Entscheidender Faktor für die Höhe der Rendite ist die Entwicklung auf dem Energiemarkt. Je höher die Energiepreise, desto höher die jährliche Ausschüttung. Nach derzeitigen Prognosen würden aus einer Beteiligung von 10.000 Euro über die gesamte Laufzeit des Projekts stolze 18.300 Euro. Doch nicht nur ökonomische Gründe gaben den Ausschlag für das große Engagement privater Investoren bei den bereits sanierten Schulen. »Offensichtlich wächst die Zahl der Anleger, die sich an Maßnahmen beteiligen, die Ziele wie Umwelt- und Klimaschutz in den Vordergrund stellen«, freut sich Projektleiter Berlo über den positiven Trend. Auch für die Stadt Köln birgt das Projekt langfristig Vorteile. Nach Ablauf der 14 Jahre gehen alle installierten Anlagen in ihren Besitz über.

Ökologisches Bewusstsein schaffen

An der Europaschule selbst verspricht man sich Nutzen vielerlei Art. Neben der Beteiligung am Gewinn und der Verbesserung der Lern- und Lebensqualität für Schüler und Lehrer möchte man verstärkt ökologisches Bewusstsein schaffen. »Umweltthemen haben bei uns bislang keine große Rolle gespielt«, so die Schulleiterin. »Wir haben deshalb entschieden, diesen Themenbereich mehr in die schulische Arbeit einzubeziehen.« So sollen in Köln, wie bereits an den anderen teilnehmenden Schulen, projektbegleitende Arbeitsgruppen entstehen. Auch die Schüler stehen dem Projekt positiv gegenüber. »Wir haben selbst Geld gesammelt, um als Schülervertretung einen Anteilsschein zu erwerben«, sagt Schülersprecherin Sina Derichsweiler. Außerdem sind Aktionstage geplant, um auch Kölner Bürger über Möglichkeiten der Energieeinsparung zu informieren.
Dass über das Projekt hinausgehend positive Impulse zu erwarten sind, zeigt das Beispiel Emmerich. Dort wurden mittlerweile auch an anderen Schulen energiesparende Maßnahmen nach dem Vorbild des Solar-und-Spar-Projektes übernommen.
Gesichert war das Gelingen des Projektes bei Redaktionsschluss noch nicht. Noch bis 28. Februar können Anleger Anteile zeichnen, um die erforderliche Bürgerbeteiligung von 760.000 Euro zu erreichen. Anfang des Monats waren 75 Prozent der Gelder beisammen. Wird die notwendige Summe erreicht, wovon man in Wuppertal ausgeht, sollen im späten Frühjahr die Baumaßnahmen beginnen. Bis September 2006 werden dann planmäßig alle technischen Vorhaben realisiert sein. Und das große Sparen kann beginnen.

Weitere Informationen zum Projekt und zur Bürgerbeteiligung sowie Anteilsscheine zum Runterladen gibt es auf der Website www.solarundspar.de