KrimiNews von Ulrich Noller
K wie Kölsch, Karneval, Kardinal, Klüngel und Kriminalroman: Lokal eingefärbte Spannungsromane gehören in Köln seit zwei Jahrzehnten zu den Identität stiftenden Momenten. Eine Art Heimatliteratur, bestehend aus kölschen Mittelalter-, 50er-Jahre, Stadtteil- und Kinderkrimis. Keine noch so schrullige Variante blieb den Lesern erspart.
Und doch generiert dieses lokale Genre immer wieder Neues. Zur Zeit gibt es einen Trend zum Verlegerkrimi, und bereits zwei dieser schreibenden Verleger siedeln ihre neuen Romane in Köln an. Zum einen Reinhard Rohn, tätig bei der Aufbau Verlagsgruppe, der jüngst bei der Konkurrenz Bertelsmann seinen dritten Köln-Krimi »Die weiße Sängerin« publizierte, solide Unterhaltung klassischer Krimimachart ohne besondere Ambition. Zum anderen der lit.Cologne-Macher Werner Köhler (lko Verlagsgesellschaft, ein Partnerunternehmen von KiWi Köln), dessen Krimi »Das Mädchen vom Wehr« (KiWi) gerade erschienen ist.
Ein Polizist namens Crinelli entdeckt das Grauen vor den Toren der Stadt, in einem Kaff bei Bergisch Gladbach, wo die Päderasten auch nicht weniger fies sind als die urbanen unterm Dom, so dass die Landidylle bald als wüstes Sodom und Gomorrha enttarnt wird. Ein engagierter Krimi, auf Seite 445 findet sich ein Spendenaufruf von »Zartbitter«. Ein Roman, der nicht so gut gemacht ist wie gedacht: Die Psychologie der Hauptfiguren bleibt zu undifferenziert, die Sprache wirkt etwas antiquiert, die Auflösung ist zu früh durchschaubar.
Bedauerlich ist das deshalb, weil immer wieder durchscheint, welches erzählerische Potenzial, welches Gespür für starke Bilder der Autor eigentlich hat. Da zeigt sich, dass es vielleicht nicht nur von Vorteil ist, wenn ein Verleger im eigenen Arbeitsumfeld veröffentlicht. Ein respektloseres Lektorat des Manuskriptes hätte die Stärken wohlmöglich besser herausstellen können. Aber so ist das in dieser Stadt der großen Ks: Kölsch, Krimi, Köhler, KiWi ...