Aus dem Müll gestohlen
Was macht ein Mensch, der kein Geld hat, Essen zu kaufen? Er sucht zum Beispiel im Abfall nach Lebensmitteln. Das tat eine Roma-Frau aus dem Flüchtlingswohnheim in der Porzer Theodor-Heuss-Straße – und wurde fündig in einem Müllcontainer hinter dem »Wal-Mart Supercenter«. Mitarbeiter des Supermarktes beobachteten sie allerdings dabei und riefen die Polizei. Der Wal-Mart erstattete Anzeige – wegen Diebstahls.
Die Familie der Frau bekommt seit knapp zwei Jahren keine Sozialhilfe mehr, weil der Vater im Verdacht stand, ein Auto zu besitzen. Er war mit dem Wagen eines Bekannten gefahren. Jetzt muss die Familie nachweisen, dass sie wirklich hilfsbedürftig ist; während das komplizierte Verfahren läuft, gibt es kein Geld. Der Rom e.V. kümmert sich inzwischen um die Familie, einmal in der Woche ist und Suppenküche der Evangelischen Kirche.
»Es kann nicht sein, dass man sich auf unserem Gelände einfach bedient«, sagt Michael Wasilewski, Geschäftsführer des Wal-Marts. Die Frau sei nicht zum ersten Mal an dem Müllcontainer gewesen. »Die Ware ist in unserem Besitz, bis sie entsorgt ist – Recht muss Recht bleiben.« Der Porzer Wal-Mart spende bereits Lebensmittel an die Evangelische Kirche, man sei prinzipiell auch bereit, Bedürftigen aus dem Wohnheim zu helfen, sagt Wasilewski. Die Anzeige zurückziehen will Wal-Mart aber nicht. (tg)