Die Mauer steht: Mitglieder der Bürgerinitiative Grüngürtel.

Catenaccio am Grüngürtel

Eine Initiative will verhindern, dass der 1. FC Köln sein Trainingsgelände im Grüngürtel erweitert

Sechs Hektar Wiese mit ein paar Maulwurfshügeln gibt es an der Ecke von Gleueler Straße und Militärring. Das würde auch so bleiben, wenn es nach der »Bürgerinitiative Grüngürtel« ginge. Natur- und Denkmalschützer sowie Anwohner aus Lindenthal wollen verhindern, dass der 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel sein Trainingsgelände, den »Rheinenergiesportpark«, ausbaut. Statt der Wiese soll es dann drei Fußballplätze samt Flutlichtmasten und Umzäunung für die Jugend des Vereins geben. Für den FC ist dies eine »dringend notwendige Modernisierung unserer Infrastruktur«, für Holger Sticht vom BUND ginge hingegen ein »Stück Identität dieser Stadt« verloren. Schon Ende Januar hatte die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner den Ausbau kritisiert: »Der Grüngürtel ist allen Kölner Bürgern gewidmet, nicht nur denen mit Fußballschuhen an den Füßen.« Zudem sei der Äußere Grüngürtel 1980 unter Denkmalschutz gestellt worden.

 

Im vergangenen Dezember hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung beschlossen, das Bebauungsverfahren für die Erweiterung einzuleiten. Neben drei neuen Sportplätzen möchte der FC ein »Leistungszentrum« errichten. Im Ausschuss stimmte lediglich die Linke dagegen. »Die Argumentation des FC hat uns nicht überzeugt«, meint Michael Weisenstein, der die Linke im Stadtentwicklungsausschuss vertritt. »Wenn man am Grüngürtel nagt, müssen die Argumente hieb- und stichfest sein.«

 

Genau dies bezweifeln die Gegner der Erweiterung. Stein des Anstoßes ist ein Gutachten, das die Stadtverwaltung erstellt hat. Darin werden unter anderem das Rheinenergiestadion in Müngersdorf, eine Fläche neben dem geplanten Frischemarktgelände in Junkersdorf oder an der Giersdorfer Allee in Immendorf als Standorte für den Rheinenergiesportpark geprüft. Am Rheinenergiestadion und in Junkersdorf sei jedoch nicht genügend Platz, das Gelände in Immendorf liege zu nah am Wohngebiet und sei zu schlecht von den Schulen der zukünftigen Jugendspieler zu erreichen. Der Rheinenergiesportpark im Grüngürtel sei der
am besten geeignete Standort.

 

»Die Alternativenprüfung ist krass fehlerhaft«, sagt Helmut Röscheisen vom Deutschen Naturschutzring. Man hätte das Planungsrecht stärker berücksichtigen müssen. Eigentlich ist der Äußere Grüngürtel als Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet geplant, das von allen Bürgern genutzt werden kann. »Diese öffentlichen Belange werden vernachlässigt«, sagt Röscheisen.

 

»Das Gutachten hätte profunder sein können«, findet auch Kirsten Jahn, Fraktionschefin der Grünen. Die Grünen haben im Stadtentwicklungsausschuss trotzdem für die Erweiterung gestimmt, aber strengere Auflagen durchgesetzt. Der FC soll die Plätze nach Trainingsende für Hobbykicker freigeben, zudem soll der Verein garantieren, dass die Plätze frei von Werbung bleiben und das gesamte Gelände weiter begehbar bleibt. Für Roland Schüler vom »Freundes- und Förderkreis Äußerer Grüngürtel« ist das zu wenig. »Das Gelände wird privatisiert«, erklärt er. »Die Gleueler Wiesen werden nur einem Nutzer, dem 1.FC zugeführt.« Der Freundeskreis dagegen wolle den Grüngürtel erweitern, nicht durch ein größeres Trainingsgelände verkleinern.

 

Der FC hat auf seine Kritiker mit einer eigens eingerichteten Website reagiert. Darauf wirft er ihnen »falsche Tatsachenbehauptungen« vor. Die Plätze seien weiterhin im Besitz der Stadt und sie blieben für die Öffentlichkeit zugänglich. »Die Pläne des FC sind erkennbar maßvoll«, schreibt der FC. Bis zu drei Jugendmannschaften würden sich einen Platz teilen, das sei für einen Bundesligisten nicht viel.

 

Allerdings entspricht die Argumentation des FC selbst nicht so ganz den Tatsachen. Seit Jahren verzichte der Verein auf die ihm zustehende Jugendbeihilfe »zu Gunsten der anderen Vereine in der Stadt«, erklärt er. Die Verwaltung der Stadt Köln hat jedoch im Herbst 2015 auf eine Anfrage der Linken erklärt, dass der FC im Gegenzug keine Miete für die bisherigen Sportplätze im Rheinenergiesportpark zahlt. Die neuen Plätze seien für ehrenamtlichen Jugendfußball gedacht, dadurch solle die »Durchlässigkeit zwischen Jugend- und Lizenzbereich« gestärkt werden. Es geht also um Nachwuchs für den Profibereich. Zwei Anhörungen der Öffentlichkeit sind für das Bauverfahren vorgesehen. Mitte April ist Anstoß.