Blöde Freundinnen, SAT1-Liebhaber und Perücken vor Gericht
Showdown in Kölner Hotels, Part 1: In drei weltweit beachteten WDR-Reportagen hat Sportjournalist Hajo Seppelt aufgezeigt, dass in Russland systematisches Doping zur Staatsräson gehört. Wenn russische Sportler dieser Tage international gesperrt werden, liegen immer Seppelts Recherchen zugrunde. Die Verantwortlichen setzen wenig entgegen, außer Verschwörungstheorien und Olga Skabejewa. Die Journalistin des russischen Staatssenders Rossija kam nach Köln, um ihren deutschen Kollegen zu interviewen. Kollegial ging es aber nicht zu, denn die unterschiedlichen Berufsauffassungen wurden bald deutlich: Skabejewa wollte von Seppelt wissen, wessen Agent er sei und wer ihn schmiere. Sie bekannte zugleich, Freundin ihres Landes zu sein, was Seppelt zu der Bemerkung veranlasste, dass nicht Freundschaft, sondern Unabhängigkeit journalistische Qualität sei. Darüber aber war keine Einigkeit herzustellen. Und da die Kameraleute inzwischen auch in den privaten Bereichen des Hotelzimmers filmten, schmiss Seppelt alle raus, mit einer Begründung, die ihrerseits die Standards der Etikette vernachlässigt: »Weil Sie blöd sind.«
Immer mehr Rundfunkbeitragszahler zahlen keinen Beitrag mehr. Sie sind bereit, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Einige halten Fernsehen per se für doof und lesen lieber zum fünften Mal die Hermann-Hesse-Gesamtausgabe. Eine andere Gruppe wird von Sascha Giller vertreten, einem bundesweit tätigen Rechtsanwalt aus Jena. Giller vertrat vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig sinngemäß die Auffassung, dass jemand, der ausschließlich SAT1 schaue, nicht fürs ZDF zahlen müsse. Weil die Richter dennoch urteilten, dass der Beitrag verfassungsgemäß sei, geht Giller nun nach Karlsruhe. »Wir erreichen bald eine kritische Masse«, freut sich René Ketterer, der das Forum GEZ-Boykott.de initiiert hat. Mehr als 100.000 Unterschriften konnte er bereits sammeln: für die »Abschaffung der Zwangsgebühren zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks« und ein »bundesweit kostenlos empfangbares Fernseh- und Radioprogramm, finanziert aus Steuermitteln und kontrolliert durch einen demokratisch gewählten Bürgerrundfunkrat«. Doch es steigt auch die Zahl derer, die nicht nur ein anderes Programm, sondern eine andere Republik wollen. Für Volker Lilienthal, Professor für Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg, besteht ein Zusammenhang mit der aktuellen Stimmung »gegen das Establishment«, als dessen Teil die öffentlich-rechtlichen Sender be- und angegriffen würden. Wer wie Pegida und AfD immer wieder von Staatsmedien und Lügenpresse rede, dem gehe es weniger um ARD, ZDF und Deutschlandradio, als vielmehr um ein restauratives und reaktionäres Deutschland.
Showdown in Kölner Hotels, Part 2: Freilich gibt es Dispute, die besser von Juristen geführt werden, wenn die beteiligten Medienschaffenden nicht mal Schulhof-Niveau erreichen. So gerieten die Pausenclowns Niels Ruf und Atze Schröder im Hotel Savoy am Eigelstein aneinander. Sie hauten und kniffen sich, bis sie bitterlich weinten und klagten —
vor Gericht. Schröder habe ihn geschlagen, getreten und gekratzt, so der Moderator Ruf, der sich sonst nicht zartbesaitet gibt. Die Richterin entschied, dass sich der auch vor Gericht mit Perücke erschienene Schröder seinem Kollegen nur noch bis auf drei Meter nähern darf. Ein Beleidigungsverbot wies das Gericht zurück, ebenso das Kontaktverbot für die Kindsköpfe. Ruf und Schröder sind 43 beziehungsweise 50 Jahre alt.