Schwarzlicht
Herr Müntefering würde »Machtrausch« mögen. Das Krimidebüt des Münchener Managers Rainer C. Koppitz ist das Buch zur Heuschreckendebatte, ein, na ja, Wirtschaftsthriller, in dem Globalisierer und sonstige neoliberale Fieslinge ihr Fett weg kriegen, und zwar in Form von Anton Glock, der ins hohe Management aufsteigt, dort einer Shareholderverschwörung auf die Spur kommt, zum ökonomischen Cleaner wird – und so weiter. Ein Blick ins Innere des Vulkans, den Müntefering komplettieren könnte durch
Lektüre von Sheila Quigleys »Lauf nach Hause«: Authentisch und autobiografisch berichtet diese Autorin aus der Welt der ALG 2-Empfänger und Hartz IV-Berechtigten. Claire, eines von fünf Kindern einer depressiven, alkoholkranken Frau ist verschwunden, die anderen suchen – und versuchen zugleich, das Familiengeheimnis zu lüften, das den Zustand der Mutter bedingte. Ein gut konstruierter, multiperspektivischer, manchmal etwas emotionaler Kriminalroman, der Pflichtlektüre sein sollte für Sozialpolitiker. Sheila Quigley macht drastisch klar, was es bedeutet, wenn man nur eine absurd mickrige Fahrtkostenpauschale hat und deshalb ein paar Stunden durch die Nacht läuft ...
Zurück zu Rainer C. Koppitz und »Machtrausch«. Wie Koppitz die ökonomischen Wettkämpfe der letzten Jahre in einem einzigen, fiktiven Unternehmen spiegelt und wie er die Psychogramme der Matadoren zeichnet, würde beim Lesen nicht nur den SPD-Vorsitzenden erfreuen. Der Preis, den der Leser zu bezahlen hat, ist allerdings hoch: Sprachlich kommt Koppitz\\\' Prosa über die Dynamik einer Aufsichtsratsvorlage selten hinaus. Was noch schlimmer ist – er erzählt so geschwätzig, selbstbesoffen und geschmäcklerisch, dass es auf Dauer kaum zu ertragen ist. Tja, wenn so die Guten sind, die die Enterbten rächen und die Ökonomie auf soziale Füße stellen sollen – dann gute Nacht.