»Treu und tapfer«
Über 500 Soldaten werden sich am 21. September auf dem Roncalliplatz vor dem Dom versammeln. Anlass sind die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Bundeswehr. In ganz Deutschland wird es noch bis Mitte November Veranstaltungen geben, doch die in Köln gehört zu den größten. Es wird ein Öffentliches Gelöbnis samt Großem Zapfenstreich geben – eine der höchsten Zeremonien des deutschen Militärs. Rekruten bekunden darin, »der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.«
Live im WDR
Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte sich bereits im März letzten Jahres bei einem Empfang von Soldaten im Rathaus dafür eingesetzt, die Veranstaltung an zentraler Stelle in Köln zu ermöglichen. Vormittags wird es bereits einen »Soldatengottesdienst« im Dom geben, am Nachmittag einen Empfang im Rathaus und ein Platzkonzert, am Abend dann das Öffentliche Gelöbnis und den Großen Zapfenstreich. Das WDR-Fernsehen überträgt live.
Aufmarsch am Weltfriedenstag
PDS und Grüne hatten bis zuletzt versucht, die Feierlichkeiten zu verhindern, doch der Antrag wurde mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt. Als Provokation empfinden PDS und Grüne auch den Termin. 21. September ist der Weltfriedenstag der Vereinten Nationen. Laut UN-Resolution sollen an diesem Tag »weltweit Waffenruhe und Gewaltlosigkeit herrschen«. Ursprünglich hatte die Bundeswehr ihre Zeremonie für den 22. September beantragt, dann aber um einen Tag vorverlegt. Die Ratsfraktionen von CDU, SPD und FDP sehen darin kein Problem. Für sie ist die Bundeswehr ein »Garant des Friedens«, so Michael Neubert (SPD) in seiner Gegenrede. »Die Bundeswehr lebt mit uns und unter uns und wir leben mit ihr. Daher soll sie auch mit uns feiern dürfen, auch in der Öffentlichkeit.«
Leben mit der Bundeswehr
Seit 1996 der damalige Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) verstärkt die Gelöbnisse in der Öffentlichkeit abhalten ließ, konnte allerdings kaum eine Veranstaltung ohne Störungen und Proteste abgehalten werden. In Köln haben sich zahlreiche linke und christliche Gruppen zu einem »Bündnis gegen Militärspektakel« zusammengeschlossen, darunter das Kölner Aktionsbündnis gegen Krieg und Rassismus, Pax-an, das Kölner Friedensforum und »Kein Mensch ist illegal«. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: »Die Bundeswehr beteiligt sich an immer mehr kriegerischen Konflikten; vorgeblich aus humanitären Gründen, in Wirklichkeit aber für politische und wirtschaftliche Interessen.«
Bunt und lustig
Köln ist mit über 10.300 Soldaten der größte Bundeswehrstandort. Der Flughafen Köln/ Bonn spielt eine zentrale Rolle für die Auslandseinsätze der Streitkräfte. Außerdem sind Heeresamt, Luftwaffenamt und -führungskommando hier ansässig. In Köln findet auch in den ersten Monaten des Jahres ein »Soldatengottesdienst« mit Kardinal Meisner statt, die Proteste dagegen fielen zuletzt allerdings eher schwach aus. Zum jetzigen Anlass rechnen die Gegner mit mehr Widerstand. Das Bündnis gegen Militärspektakel hat eine Demonstration angemeldet, PDS-Ratsherr Jörg Detjen, dessen Partei die Proteste unterstützt, hatte bereits im Rat angekündigt, »die Protestaktionen werden bunt und lustig sein. Wir werden das Gelöbnis lächerlich machen.«