Schwarzlicht
Köln gegen Bielefeld. Das ist ein Vergleich, so scheint es, mit eindeutigem Ergebnis. Der FC mit Rapolder gegen Arminia ohne, rheinische Metropole gegen ostwestfälische Provinzhauptstadt: Bielefeld holt da keinen Punkt, außer dem, dass es näher an Berlin liegt als Köln.
Geradezu astronomisch groß wird der Klassenabstand, wenn man sich den Umfang der jeweiligen Krimiproduktion anschaut. In Köln werden seit Jahr und Tag heimatselige Köln Krimis produziert. Bielefeld dagegen rangiert lokalkrimimäßig noch nicht mal unter »ferner liefen«. Ein kriminalistisches Derby zwischen den beiden Städten, sollte man meinen, kann nur einen Sieger haben: den Vertreter vom Rhein natürlich.
Holger Geyer und Norbert Horst heißen die beiden Kontrahenten, die im Rahmen der aktuellen Krimiproduktion für Köln und Bielefeld nun tatsächlich gegeneinander antreten. Geyer, gern gehandelt als viel versprechender Nachwuchsschriftsteller, lässt in seinem Köln Krimi »Schlaf gut« einen fiesen WDR-Moderator betongefüllt verrecken.
Im Visier der Polizei: das Umfeld des Toten samt der üblichen Verdächtigen. Der Bielefelder Autor Horst, im Hauptberuf Kriminalhauptkommissar, schickt in »Todesmuster« sein Alter Ego Konstantin Kirchenberg ins Rennen und zeigt anhand eines Tatorts ohne Leiche, wie eine Mordkommission tatsächlich arbeitet.
Jungpoet gegen Kommissar – da kann eigentlich doch nur der Kölner gewinnen, sollte man meinen. Das Gegenteil ist der Fall. Wo Holger Geyer sprachlich schwach, figurenpsychologisch unschlüssig, erzähltechnisch unambitioniert und konzeptionell einfallslos bleibt, erstaunt Norbert Horst mit gewitzter Erzählweise, bemerkenswertem Tempo, ausgefeilten Charakteren und einer kompakten Dramaturgie.
Köln Krimi gegen Bielefeld kriminell? Vier zu Null. Für Bielefeld.