Museen im Umbruch
»Welches ist überhaupt die Rolle dessen, was das künstlerische Leben in einer Gesellschaft repräsentiert – nämlich eines Museums?«, fragte 1972 kein Museumsdirektor oder Kulturpolitiker, sondern der Künstler Marcel Broodthaers. Man braucht darauf keine kluge Antwort parat zu haben, aber man sollte die Frage im Hinterkopf behalten, wenn man sich Museumneu- und umbauten, Museumskonzepte und »innovative Ideen« anschaut. Wenn Sammlungen neu sortiert, Architekturen geschaffen, Etats und personelle Strukturen verändert werden, lässt sich daran immer auch eine bestimmte Vorstellung der gesellschaftlichen Funktion eines Museums ablesen - und sei es die Instrumentalisierung für die Imagepolitik einer Stadt.
In Köln sind nach Umzug des Wallraf-Richartz-Museums, dem definitiven Beschluss zum Neubau »Kolumba« und des Museumszentrums am Neumarkt die Weichen in der Museumslandschaft neu gestellt, zumindest stadtplanerisch. Mit welchen Konzepten die Museen in die Zukunft gehen und wie sie dabei ihre Rolle definieren, wird nun entscheidend sein, auch für die »Kunststadt Köln«.
Wenn Museumsinstitutionen nicht nur Kultur konservieren, sondern Teil des aktuellen kulturellen Lebens sein wollen, müssen sie auf gegenwärtige gesellschaftliche und künstlerische Entwicklungen reagieren. Aber wie? Der Ökonomisierungszwang, die heikle »Publikumsorientierung« sind ebenso eine Herausforderung wie die Frage, wie neue Medien und zeitgenössische Kunstpraktiken integriert werden.
Was heute gern »Zukunftsorientierung« heißt, stellen wir anhand der Neukonzeptionen von drei Museen vor. Im Museum Ludwig ist Direktor Kasper König angetreten, um das Museum für Gegenwartskunst durch offensive Maßnahmen wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Anlässlich der Neueröffnung fragt Stefan Römer, wieviel Substanz hinter dem Aktionismus steckt. Welche Museumsvorstellung das Erzbischöfliche Diözesanmuseum mit dem Neubau »Kolumba« durch Peter Zumthor realisiert, hat Sabine Oelze recherchiert (siehe StadtRevue Printausgabe). Über die Veränderung ethnologischer Museen und Neukonzeption des Rautenstrauch-Joest-Museums schreibt Wera Reusch (siehe StadtRevue Printausgabe).