Himbeer-Limo, Salbei-Ingwer-Limo, Posca, Wodka Soda

Drinks für den Sommer

Erfrischungen muss man nicht fertig kaufen, sie sind im Nu selbst hergestellt.

Vier Getränke-Ideen für Balkon oder Park, die man so nicht im Supermarkt bekommt!

Himbeer-Limo

Herb & Süß. Die Himbeer-Saison beginnt, der kulinarische Sommer ist da! Aber wie sehr ist doch unsere Vorstellung vom Himbeergeschmack von den Aromen aus dem Lebensmittellabor geprägt: eine aufdring­liche Süße ohne geschmackliche Tiefe. Echte Himbeeren aber schmecken kaum süß, sondern leicht herb, mit einem Anklang an Wald und feuchte Erde.

Umso erfrischender sind sie! Auch in dieser einfachen, aber köstlichen Limonade. Die Zubereitung dauert bloß zwanzig Minuten, jedoch muss das Getränk über Nacht ziehen. Diese Geduld wird belohnt werden! Kaufen Sie ein ganzes Kilogramm Himbeeren! Zur Not taugt auch Bio-Tiefkühlware, aber bitte keine Mischungen, das ist dann nur noch Geschmackskuddelmuddel. Ein Kilo Himbeern mit einem Viertelliter Wasser und 20 ml Limettensaft oder mehr aufkochen. Oft umrühren! Dann durch ein feinmaschi­ges Sieb passieren — wer Eindruck schinden will, nimmt ein Leintuch! Verbliebene Flüssigkeit mit 60 ml guten Blütenhonig verrühren, aber daran denken: Je weniger Honig, desto authentischer der Geschmack! Mit zwei, drei Basilikumzweigen über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Dann mit einem halben Liter Mineralwasser aufgießen, mit Limettenscheiben servieren. Man kann statt Basilikum auch mal Minze oder Melisse versuchen.

Salbei-Ingwer-Limo

Frisch & Bitter. Ingwer ist der Superstar der globalisierten Metropolen-Küche, dagegen bleibt Salbei ein Außenseiter. Vielleicht, dass man Salbei zu Schweinefleisch serviert – aber wer isst eigentlich noch Schweinefleisch? Selbst im Segment Erkältungstee hat Ingwer dem Salbei den Rang abgelaufen. Es ist so ungerecht!

Wir bringen die beiden Kontrahenten in dieser aufregenden Limonade zusammen. Die Zubereitung ist simpel, der Effekt enorm! Wichtig: Den Gästen nicht verraten, dass Salbei drin ist, sonst verlässt sie gleich der Mut.

Drei, vier Salbeizweige nehmen und ebenso viele Stücke Ingwer (jeweils so groß wie ein Weinkorken). Ingwer in Scheibchen schneiden, Salbei abspülen. Beides in einen Kochtopf mit einem Liter gerade nicht mehr kochendem Wasser übergießen. Riecht schon super! Aber: Deckel drauf, und mindestens vier Stunden ziehen lassen! Dann Salbeizweige und Ingwerscheibchen abschöpfen oder durch ein Sieb gießen und mit einem Liter stillem Mineralwasser und 30 ml Zitronensaft verrühren. Eventuell kühlen, doch nicht zu kalt servieren. Sie müssen das wie selbstverständlich trinken, sonst wird womöglich über Salbei genörgelt. Bei Fragen sage statt Salbei sagen, das englische Wort. Grünkohl wurde auch erst wieder populär, seit man ihn kale nennt.

Posca

Sauer & Süß. Als Switchel geisterten Essig-Limonaden vor ein paar Jahren kurz durch die Lifestyle-Magazine, in der Antike hieß es Posca. Aber Essig hat keinen guten Leumund, seine Vielfalt wird zwar überall betont, aber in den Küchenschränken sieht man doch nur die immer gleichen Sorten mit bloß mittelmäßiger Qualität.

Zugegeben: Was jetzt folgt, ein Rezept zu nennen, ist schon ein bisschen übertrieben. Es soll einfach darum gehen, Essig in Mineralwasser zu gießen! Auf diesen Seiten wurde schon in unserer Rubrik »Nachtisch« dafür geworben — wir versuchen es jetzt noch mal! Man kann im Grunde jeden Essig dafür nehmen. Aceto balsamico aroma­tisiert das Wasser mit einer fast ­lakritzartigen Süße, außerdem entsteht eine wunderschöne goldbraune Färbung, die an Sherry erinnert. Man kann es aus Rotweingläsern trinken! Apfelessig hingegen verbreitet eine schöne Balance aus Süße und Säure, mit der Dosierung kann man experimentieren, aber man braucht auch nicht allzu zögerlich zu sein, der Essig ist rasch verdünnt! Man kann auch zwei Sorten Essig kombinieren, als Beigabe eignen sich Fruchtessige auf Basis etwa von Himbeeren. Wie so oft beim Essen und Trinken verpasst man was, wenn man Ungewöhnliches grundsätzlich verschmäht.

Bernd Wilberg

 

Wodka Soda

Dezent & Funktional. Gegen den schlechten Ruf dieses Drinks werden noch Generationen antrinken müssen. In den 90er Jahren, als Topmodels wie Kate Moss ihre Körper mit Drogen, Zigaretten und Alkohol mager hielten, war der »Skinny Bitch« das Getränk der Stunde. Seither ist Wodka Soda verpönt als Funktionsgetränk. Ein kalorienarmer Rausch für Genussverächter, die auch zu später Stunde noch mit frischem Atem punkten wollen.

Damit tut man dem Getränk Unrecht. Zunächst: Seine Einfachheit macht den Wodka Soda allzeit wie allerorts verfügbar. Wodka und Sprudel im Verhältnis eins zu vier, dazu einen Spritzer frisch gepresster Limetten- oder Zitronensaft und Eiswürfel. Wer es regionaler haben will, tauscht den Wodka gegen Korn.

Was dem Wodka Soda langläufig als Schwäche ausgelegt wird, ist seine große Stärke: Er ist dezent im Geschmack und erfrischend, gerade in den Sommermonaten — Sprudel mit Schuss eben. Eine aromatische Herausforderung ist das zwar nicht, aber weder verklebt einem zu viel Süße den Mund noch stellt sich ein Völlegefühl wie nach dem fünften Kölsch ein. In gewisser Weise ist der Wodka Soda aber doch ein Funk­tionsgetränk: Weil man sich um einen ausgeglichenen Wasserhaushalt keine Gedanken machen muss, sind Kater und Reuegefühl am nächsten Morgen vergleichsweise moderat.

Jan Lüke