Startklar für die Außengastronomie: Jutta Schiweck-Nitsche (rechts) mit ihrem Team (Petra Voigt und Manuel Rieger)

»Wir möchten mehr Austausch«

Jutta Schiweck-Nitsche, Gastrokümmerin der Stadt Köln, über den Shutdown, Außengastronomie und DJs in Kneipen

Frau Schiweck-Nitsche, Sie sind seit September Gastrokümmerin der Stadt, ein neuer Posten. Weshalb treten sie erst jetzt an die Öffentlichkeit?

Mein Team und ich waren durchaus präsent! Nur nicht in der Presse (lacht). Es gab viele Gespräche mit Gastronominnen und Gastronomen. Wir wollten uns ihre  Sicht anhören und verstehen, was sie beschäftigt, auch das, wo sie sich eine andere Kommunikation wünschen. Wir brauchen einen engen  Austausch mit den Gastronominnen und Gastronomen, um zielführend arbeiten zu können.


Das war im September, dann kam der Shutdown. Was macht eine Gastrokümmerin den ganzen Tag, wenn alle Lokale geschlossen sind? 

Keine Sorge, ich hab genug zu tun! Es ist ja nicht so, dass die Gastronomie weg wäre, nur weil die Lokale geschlossen sind. Gerade jetzt gibt es viele Fragen, oft hinsichtlich einer Wiedereröffnung, die ja hoffentlich bald kommt.


Durch Corona ist der bürokratische Aufwand für die Gastronomie gestiegen. 

Grundsätzlich sind für viele gastronomische Angelegenheiten mehrere Ämter zuständig. Das ist von außen nicht immer nachvollziehbar. Ich sehe meine Aufgabe darin, zu koordinieren und weiterzuhelfen. Mein Team und ich verstehen uns als Dienstleister für die Gastronominnen und Gastronomen. Wir haben in dieser Zeit viele Erleichterungen für die Gastronomie geschaffen, etwa Checklisten-Anträge, Verlängerungen von Erlaubnissen mittels Stempel, eine neue Internetpräsenz, wo alle Informationen für die Gastronomie zusammen laufen.


Haben denn alle in der Branche die gleichen Interessen? Was haben kleine, inhabergeführte Lokale mit den Filialen der Systemgastronomie gemein? Was Imbisse am Stadtrand mit Sterne-Restaurants in der City?

Ich denke, das gemeinsame Interesse besteht darin, dass alle für ihre Gäste da sein wollen — ob man nun Pommes verkauft, eine Pizzeria betreibt oder ein Sterne-Restaurant führt. Das ist es ja, was die Branche am meisten schmerzt: dass jetzt der Kontakt zu den Gästen fehlt. Natürlich gibt es auch spezifische Bedürfnisse. Wenn bald die Außengastronomie wieder öffnen kann, wollen wir dafür sorgen, dass das für möglichst viele Lokale möglich wird.


Parkplätze vor Lokalen werden umgewidmet, um dort Gäste zu bewirten. Neben Zustimmung, gibt es Kritik, weil Gehwege durch den Betrieb verstopft würden. Geht Gastronomie in der Krise vor Barrierefreiheit?

Natürlich nicht! Wir haben Verordnungen, die Barrierefreiheit garantieren, und für deren Einhaltung sorgen wir auch. Es sind auch nicht nur Parkplätze, sondern auch andere Teile des öffentlichen Raumes, die für Gastronomie bereitgestellt werden. Das muss nicht zu Konflikten führen! Wenn neben einer Wirtschaft ein Juweliergeschäft steht, spricht grundsätzlich nichts dagegen, dort Tische und Stühle aufzustellen, sofern die entsprechende Zustimmung des Gewerbetreibenden oder des Eigentümers vorliegt. Auf einem Mittelstreifen geht das aber nicht, dann müssen wir uns um andere Lösungen bemühen, die sowohl den Gastwirten helfen als auch konform sind mit den bestehenden Verordnungen. Gerade deshalb ist es so wichtig, miteinander in Kontakt zu treten, auch im Gespräch vor Ort.


Früher klagten Gastwirte oft über das strenge Vorgehen ihres Amtes, etwa, wenn Nachbarn sich wegen Lärm beschwerten.

Es gibt immer noch Beschwerden über Lärmbelästigung, auch wenn mehr Menschen akzeptieren, dass das teils zu einer lebendigen Stadt gehört. Wir nehmen Beschwerden grundsätzlich ernst. Manche sind berechtigt, andere nicht. Auch hier geht es darum, die Menschen an einen Tisch zu bringen, auch Beschwerdeführer und Gastronomen. 


Wenn sich ihr Amt ändert, dann auch, weil die Gastronomie sich geändert hat?

Wie einfallsreich die Gastronomie ist, zeigt sich auch während der Corona-Pandemie. Zum Beispiel gab es Lokale, die ein »Valentinstag-Dinner to go« angeboten haben. Es gibt tolle Ideen, die aber in den Verordnungen nicht erfasst sind. Trotzdem möchten wir möglich machen, was geht, und was von den Kölnerinnen und Kölnern ja auch gut ange­nommen wird. 


Das heißt, die Verordnungen passen nicht mehr zu dem, was in der Branche passiert?

Ich bin schon viele Jahre im Ordnungsamt tätig, und es hat sich in der Zeit so vieles geändert. Früher galt eine Kneipe, in der ein DJ aufgelegt hat, als »discothekenähnlicher Betrieb«. Das war mit Auflagen für das Lokal verbunden. Das hat sich geändert, wir können flexibler agieren. Wenn in einer Kneipe Musik läuft, die live aufgelegt wird, ist das ja alleine noch keine Disco. Aber es ist attraktiv für die Gäste, und das soll es auch sein. Natürlich weiß auch die Stadtverwaltung, wie bedeutend die Gastronomie für das Leben in der Stadt ist. Auch deshalb warten sehr viele Kölnerinnen und Kölner sehnsüchtig darauf, dass zumindest die Außengastronomie wieder öffnen darf. Ich selbst auch.

Das Team der Gastrokümmerin stadt-koeln.de/gastroservice