Neues Leben im alten Gemäuer: Verein Rosarot im Fort XI

Fortissimo

Ein Verein will das Fort XI im Rechtsrheinischen neu beleben

Auch mehr als hundert Jahre, nachdem sie geschleift wurden, kommen die preußischen Festungsanlagen nicht zur Ruhe. Nachdem die Pläne vorerst gescheitert sind, im Fort X im Agnesviertel ein »Initiativenhaus für Menschenrechte und Demokratie« einzurichten, will eine Initiative nun dem Fort XI im Rechtsrheinischen neues Leben einhauchen. »Seit über drei Jahren versuchen wir, das Fort XI nutzbar zu machen«, sagt Philip Minettos vom Verein Rosarot. Die Initiative veranstaltet Partys und Märkte, etwa einen veganen Weihnachtsmarkt, aber auch DJ-Workshops für FLINTA*-Personen.

Für all das eignet sich auch das Fort XI gut. Es liegt zwischen Mülheim und Holweide im Gebiet zwischen der Bahnstrecke und der Autobahn A3, in unmittelbarer Nähe befinden sich Gewerbeflächen. »Auf dem Außengelände könnte man Konzerte für rund 2000 Menschen veranstalten«, sagt Minettos. Auch Partys oder Märkte seien dort möglich. Und weil das Fort in einer leichten ­Senke liegt, würden die Lärmemissionen bei Außenveranstaltungen nicht weit transportiert, sagt Minettos.

Das Fort XI ist eines der drei preußischen Forts im Rechtsrheinischen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Festungsanlagen zurückgebaut, so wie es im Versailler Vertrag vereinbart war. Das rund 2000 Quadratmeter große Kasernengebäude konnte stehen bleiben und wurde im 20. Jahrhundert unter anderem für Proberäume oder Tonstudios genutzt. Der Verein Rosarot möchte eine »flexible, modulare Nutzung« ­ermöglichen. »Wir könnten uns vorstellen, dass man einen Raum tagsüber zum Sport nutzt, und abends dort eine Band probt«, sagt Minettos. Auch kleine Handwerksbetriebe und soziale Projekte sollen die Räume nutzen können. »Wir wollen nicht nur Kultur dort machen«, sagt Minettos.

Aber egal, wie die Räume genutzt werden — zuerst muss im Gebäude renoviert werden. Auf rund 3,5 Mio. Euro schätzt ein Gutachten, das Rosarot in Auftrag gegeben hat, die Investitionssumme, die nötig sei, um das Gebäude und die Außenflächen für den ­Publikumsverkehr nutzen zu können. Wegen der gestiegenen Kosten für Baumaterial rechnet der Verein jedoch mittlerweile mit höheren Ausgaben. Finanzieren soll sich dies über ein flexibles Konzept. Minettos erzählt, dass eine Brauerei Interesse bekundet habe, eine Außengastronomie zu sponsern, zudem sei der Verein mit der Rheinenergie im Gespräch, um eine Photovoltaikanlage zu fördern, die das ­Gebäude mit Strom versorgen soll. Außengelände und Gebäude sollen über einen Erbpachtvertrag von der Stadt angemietet werden. »2021 haben wir unser Konzept eingereicht«, sagt Minettos. Sein Verein habe bislang rund 12.000 Euro für Gutachten und Anträge ausgegeben, aber noch keine Antwort von der Stadt erhalten.

Die Antwort dürfte auch noch ein wenig auf sich warten lassen. »Wir bringen gerade die Ämter an einen Tisch, um zu klären, was im Fort XI möglich ist«, sagt Lothar Becker, kommissarischer Leiter des Liegenschaftsamts.

Die Stadtverwaltung werde eine künftige ­Nutzung des Fort XI gern als Konzeptvergabe ausschreiben. Der Verein Rosarot müsste sich also für eine Nutzung bewerben. Für die Ausschreibung sei es ­nötig, mögliche Bedenken des Denkmalschutzes, des Landschaftsschutzes oder auch die Frage nach den Verkehrsflüssen im ­Vorhinein zu klären, so Becker. »Wir könnten uns eine Nutzung der Außenfläche als temporäres Open-Air-Gelände gut vorstellen«, ergänzt Benjamin Thiele vom Kulturraummanagement. In einem zweiten Schritt könne man dann überlegen, ob die Fläche dauerhaft für Open-Air-Veran­staltungen genutzt und wie das ­Gebäude genutzt werden könne.

Ein Start ist für den Sommer 2025 angedacht. »Wir hoffen, dann das Fort XI wieder nutzen zu ­können«, so Benjamin Thiele.