Zensiert: »Die Farbe des Granatapfels«

Verfemt und gefeiert

Bildgewaltig: Eine Werkschau mit Filmen von Sergei Parajanov

Das Alle(r)weltskino beschert uns im April eine der wichtigsten Re­trospektiven, die es 2024 in Köln zu sehen geben wird: sieben Filme von Sergei Parajanov zu seinem hundertsten Geburtstag. Oder wie soll man ihn eigentlich schreiben, den in Sowjetgeorgien geborenen Armenier? Zwei Kulturen, zwei Schriftsysteme — zu einer Zeit, da Russisch als Amtssprache UdSSR-weit verwendet wurde, sogar drei Schriftsysteme. Er sah sich selber als Armenier, und das Museum zu seinem Gedächtnis steht in Eriwan, also sei hier die Rede von Sar­gis Parajanyan. Seinen ersten als bedeutend angesehenen Spielfilm »Schatten vergessener Ahnen« (1964) realisierte er allerdings noch ein­mal woanders, nämlich in der Sowjetukraine, just in der Zeit zwischen den Ären Chrusch­­­tschow und Breschnew.

Aus diesem Werk speiste sich ganz stark jener ukrainische poetische Realismus, den der Kameramann des Films und spätere Regisseur Juri Iljenko maßgeblich weiter prägte. Der mal würzig, mal blumig folkloristische Ton des Films stieß den moskowitischen Kulturbürokraten allerdings übel als anti-sowjetisch auf — und so landete der Film bald im Regal.

Es begannen Parajanyans ernstere Probleme mit dem sowjetischen Staat, die 1973 in seiner Verurteilung zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe gipfelten. Vorher konnte er aber noch in Sowjetarmenien seinen vielleicht bedeutendsten Spielfilm gestalten: »Die Farbe des Granatapfels« (1968), den man allerdings eher in der von Sowjet-Avantgarde-Meister Sergei Jutkewitsch auf eine Zensurfreigabe hin bearbeiteten Version kennt. Nach fünf Jahren Haft zog es Parajanyan zurück in seine Geburtsstadt Tiflis, wo seine letzten Spielfilme »Die Legende der Festung Suram« (1985) und »Kerib, der Spielmann« (1988) produziert wurden. »Kerib, der Spielmann« geriet dabei erneut zu einem Skandalon, fühlten sich doch georgische und armenische Christen durch die islamisch geprägte Bildsprache des in Aser­baidschan verwurzelten Films provoziert.

Zwischen seinen Langfilmen gestaltete Parajanyan immer wieder auch Kurzfilme, welche von manchen den Großwerken gegenüber bevorzugt werden. Vor allem seine beiden Maler-Meditationen »Akop Ownatanjan« (1967) und »Arabesken zum Thema Pirosmani« (1986) dringen zum Wesen der Bildkunst an sich vor — damit auch des Kinos ganz generell.

Fr 12.4.–Sa 13.4., Fr 26.4., Sa 27.4., Filmforum NRW im Museum Ludwig. Infos: allerweltskino.de