Der Wohnungsmarkt steht Kopf: Fledermäuse brauchen unterschiedliche Quartiere für Sommer und Winter. Foto: Towi

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Die Population von Fledermäusen geht in Köln seit Jahren stark zurück. Die Stadt möchte das mit neuen Quartieren ändern

Es ist bei Tieren nicht anders als bei Menschen: Wenn es der Stadt Köln gelingt, neuen Wohnraum zu schaffen, geht sie damit hausieren. Anfang Juni stellte das Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz vier neue Quartiere für Fledermäuse auf. Sie sollen den heimischen Tieren an den Standorten Kalscheurer Weiher, Lindenthaler Tierpark, auf Gut Leidenhausen sowie auf der ­Mülheimer Streuobstwiese »Am Weißen Mönch« im Sommer ­Unterschlupf bieten. Man wolle »die Lebensraumsituation der hier ­lebenden Fledermäuse verbessern«, heißt es.

Das ist auch notwendig. »Der Population in Köln geht es nicht gut«, sagt Jana Romero vom Nabu Köln. Und es spricht wenig dafür, dass sich der Bestand der Tiere langfristig wieder erhöhen wird. Elf der insgesamt 25 in Deutschland heimischen Arten sind in Köln bisher nachgewiesen worden. Während sich einige nur zeitweise in Köln aufhalten, kommen andere, wie etwa die Zwergfledermaus, vergleichsweise häufig vor. Die meisten stehen auf der »Roten Liste« bedrohter Tierarten. Ihre Probleme seien zahlreich, berichtet die Expertin Romero. Dass die Tiere immer seltener Quartiere finden, sei nur ein Grund — allerdings ein wesentlicher. »Fledermäuse sind dringend auf störungsfreie Quartiere angewiesen«, erklärt Romero. Doch die Orte, die sich dafür in der Vergangenheit einmal eigneten, verschwinden zusehends: Dachböden werden ausgebaut, Kirchtürme verdichtet, Höhlen und Stollen mit Beton versiegelt, alte Bäume, die den Tieren Unterschlupf bieten, gefällt. Städte bieten Fledermäusen damit immer weniger Gelegenheiten, ihre Jungen zur Welt zu bringen und den Winter zu überstehen.

Das andere große Problem der Tiere ist fehlende Nahrung. Fledermäuse fressen vor allem Insekten. »Durch den Rückgang insektenreicher Lebensräume und den Einsatz von Insektiziden finden sie aber immer seltener Beute«, sagt Jana Romero. Während Lebensräume vor allem wegen Monokulturen in der Landwirtschaft, in denen wiederum Insekten ­keine Nahrung finden, verlorengehen, werden Insektizide nicht nur in der Landwirtschaft, sondern etwa auch in privaten Garten als sogenannte Pflanzenschutzmittel eingesetzt.

»Wir begrüßen die neuen Fledermausquartiere der Stadt«, sagt Romero. Allerdings schränkt die Nabu-Expertin ein, dass die vier neuen Hochbauten nicht alle Probleme der heimischen Population lösen könnten. So dauere es mitunter mehrere Jahre, bis solche Ersatzquartiere von den Tieren angenommen würden, zudem ­seien es reine Sommerquartiere. Die Ansprüche an ein Winterquartier sind nochmals andere, damit die Tiere in ihrem Winterschlaf weder erfrieren noch austrocknen. Außerdem gebe es Arten, die ohnehin keine künstlichen Quartiere beziehen, sagt Romero. Aber die neuen Quartiere in Köln seien immerhin gleich für mehrere ­Arten attraktiv und ihre Standorte zudem gut gewählt, weil sie sich in der Nähe von großen Gewässern befinden, die wiederum Jagdgebiete darstellen. »Man muss jetzt einfach schauen, wie die Quartiere in den nächsten ­Jahren angenommen werden«, so Romero.

Ein Detail, das den Fleder­mäusen wohl kaum auffallen wird, freut die Expertin besonders: Die vier neuen Quartiere wurden mit Fledermaus-Symbolen versehen. »Es ist für alle Kölnerinnen und Kölner erkennbar, dass dort Fledermäuse leben. Und vielleicht animiert das die Menschen dazu, sich selbst für Fledermäuse stark zu machen«, sagt ­Romero. Man könne etwa seinen Garten oder Balkon insektenfreundlich gestalten, auf Insektizide verzichten — oder gar selbst Fledermaus-­Quartiere anlegen.