Spekulieren auf eine Erbschaft: Mitglieder der Wählergruppe GUT vor dem Wasserspielplatz im Inneren Grüngürtel. Foto: Thomas Schäkel / Stadtrevue

Erbe, wem Erbe gebührt

Die Wählergruppe GUT will die Kölner Grüngürtel zum Unesco-Weltkulturerbe machen

Ende Juli war es geschafft: Die Unesco erkannte das Residenz­ensemble Schwerin als Weltkultur­erbe an. Das Gebäude-Ensemble um das Schloss Schwerin ist die jüngste von nun 54 Welterbestätten in Deutschland. Seit 2014 stand es auf der Liste der Vorschläge.

Geht es nach der Wählergruppe GUT, steht dort bald auch ein Vorschlag aus Köln. Sie möchte, dass die Kölner Grüngürtel zum Weltkulturerbe werden. Sie wären — nach Dom und Niedergermanischem Limes, der durch Köln verläuft — die dritte Welterbestätte auf Stadtgebiet. Im September wird der Vorstoß den Umweltausschuss erreichen.

Was aussieht wie ein normaler Park, ist ein städtebauliches Meisterwerk Caroline Michel, GUT

»Mich wundert, dass der Grün­gürtel nicht schon längst Weltkulturerbe ist«, sagt Caroline Michel. Die GUT-Politikerin ist sich sicher, dass die Grüngürtel mit ihrer Geschichte und ihrer Bedeutung für die Kölnerinnen und Kölner in der Gegenwart die Voraussetzungen der Unesco erfüllen. Demnach sollen Welterbestätten »einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf Entwicklung der Architektur oder Technik, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung auf­zeigen«. Dass die Grüngürtel nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden seien, sei eine Sensation, sagt ­Michel. »Was aussieht wie ein normaler Park, ist ein städtebauliches Meisterwerk.«

Der Status als Weltkulturerbe soll die Geschichte der Grüngürtel präsenter machen. GUT denkt etwa an eine Dauerausstellung. Außerdem möchte die Wählergruppe die Grüngürtel schützen, »weil sie wichtig für das Leben in Köln sind«, sagt Michel. Sie verweist auf die Bedeutung für Klima­schutz und die Erholung, und auch darauf, dass es in der Vergangenheit trotzdem immer wieder »Grünfraß« gab. Das bekannteste Beispiel ist die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel, auf der der 1. FC Köln ein Trainingsgelände errichten will. »Der Status als Weltkulturerbe verhindert keine Eingriffe, aber er macht sie schwieriger«, glaubt Caroline Michel. GUT erhofft sich zudem, dass die Bauwerke innerhalb der Grüngürtel, vor allem die Forts, besser gepflegt werden, wenn die Grüngürtel Weltkulturerbe wären. »Das ist ein Antrag, bei dem man nur gewinnen kann«, findet Michel.

Bis die Kölner Grüngürtel von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt werden, würde es dauern. Oberbürgermeisterin Henriette Reker müsste den Vorschlag der Kultusministerkonferenz unterbreiten. Wenn die zustimmt, würde auf Bundesebene beraten, ehe man sich formal bei der Unesco bewirbt. »Das kann Jahre oder Jahrzehnte dauern. Aber irgendwann muss man ja mal anfangen«, sagt Michel. Zumal es wenig zu verlieren gebe. Das Wissen über die Grüngürtel sei in Köln längst da. »Man muss keine Forschungsaufträge für horrendes Geld ver­geben«, sagt Michel. Auch brauchten die Grüngürtel keine spezielle Vorbereitung. »Es heißt zwar, dass die Kommune die Kosten trägt — aber da kann es sich nicht um viel Geld handeln«, sagt Caroline ­Michel. Sie ist gespannt auf die politischen Beratungen nach der Sommerpause: »Es ist schwer, die Idee abzulehnen.«

Bereits 2016 forderten Dutzen­de Initiativen, darunter etwa der Nabu und »Grüne Lunge Köln«, Oberbürgermeisterin Reker in ­einem Offenen Brief auf, dass Kölner Grünsystem und vor allem die Grüngürtel unter Schutz zu stellen. »Machen Sie das Kölner Grünsystem und damit Adenauers Erbe zum unantastbaren Stadtkultur­erbe«, hieß es. GUT nahm diesen Vorstoß nun wieder auf. »Frau ­Reker hatte sich damals aufgeschlossen gezeigt und auch einen Runden Tisch versprochen. Der ist aber nie gekommen«, sagt Michel. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie sich freut, wenn sie von der Kölner Politik diesen Auftrag bekommt.«

GUT: »Grüngürtel-System Weltkulturerbe jetzt!«