Vielleicht sogar phallisch: Rita McBride, »Obelisk of Tutenchamun«

Rebell der Kunst

Rita McBride, »Obelisk of Tutenchamun«, Breslauer Platz

Ein Obelisk, eine Reminiszenz an das alte Ägypten, findet sich heute auf vielen Plätzen dieser Welt. Als Verbindung der Götterwelt mit den Menschen auf Erden symbolisierte er den Sonnengott. Später als Zeichen der Macht von den Römern übernommen, fand er seinen Weg über die Grenzen Ägyptens hinaus. In der Neuzeit wurde dem Obelisk dann die Funktion eines Markierungs- und Orientierungspunktes zugeschrie­ben. Und noch heute ist seine Form unter den Denkmälern beliebt.

So ziert auch die unbekanntere Seite des Hauptbahnhofs, den Breslauer Platz, der »Obelisk of Tutanchamun« der renommierten Künstlerin Rita McBride. Seit 2017 steht er mittig auf dem Kreisverkehr, um ihn herum ein geschäftiges Treiben aus Verkehr und betriebsamen Menschen. Es ist ein Ort der Ruhelosigkeit, mitten in der Stadt, der Rhein unweit entfernt. Und dort ragt er strahlend gen Himmel. Der Korpus, ein hoher vierseitiger Pfeiler mit zulaufender pyramidenförmiger Spitze, ruht auf vier Metallkugeln, die ­einen Zwischenraum zum Betonsockel schaffen und so den Blick zu allen vier Blickrichtungen freigeben. Der Monolith ist aus Karbon gefertigt, einem zukunftsträchtigen Material aus Kohlenstofffasern. Seine Schlichtheit und Filigranität machen ihn zu einem ästhetischen Blickpunkt für die Achtsamen, die an ihm vorbei gehen ohne Eile. Seine Größe mit rund acht Metern ist weniger monumental als bemerkenswert. Als Blickfang dient das sonnenreflektierende Karbon, das dem Obelisk etwas Erhabenes verleiht und eine Referenz zum ägyptischen Symbol für den Sonnengott vermuten lässt. Auch die Namensgebung schlägt eine Brücke in das vergangene Zeitalter. Tutanch­amun war der bekannteste aller Pharaonen und steht noch heute fast synonym für die altägyptische Kultur. So schafft ­McBride die Verknüpfung zwischen altehrwürdiger Vergangenheit mit dem Hier und Jetzt und verweist in die Zukunft.

Der Obelisk markiert an diesem doch etwas unbeliebten und von Chaos geprägten Ort Kölns eine Gegenwehr gegen den un­ästhetischen urbanen Raum. Er ist ein Rebell der Kunst, der versucht einen neuen Blick auf seine heterogene Umgebung zu schaffen. Dabei bleibt aber festzuhalten, dass dies eine herausfordernde Aufgabe ist, die ihm zugetragen wurde, und ob er sie meistert, bleibt einem jedem selbst zu beantworten.