Allein im Verkehrs­dschungel

Die neue Fußgängerbeauftragte wird scheitern, wenn sie Einzelkämpferin bleibt

Fußverkehrsbeauftragte bei der Stadt Köln scheint nicht der begehrteste Posten zu sein. Neun Monate hat es gedauert, bis Britta Buch ihr Amt im Januar aufgenommen hat, nachdem ihr Vorgänger zu Ende März 2024 gekündigt hatte. Und weitere drei Monate, bis sie sich zum ersten Mal bei einem Termin öffentlich gezeigt hat.

Seit Anfang 2022 gibt es die Stelle der Fußverkehrsbeauftragen und zu tun gibt es für sie einiges: zugeparkte und zu schmale Bürgersteige oder Radwege, die immer noch in der Nähe von Fußgänger:innen geführt werden, damit Autospuren unangetastet bleiben; Quengelampeln, mangelhafte Straßenbeleuchtung oder ein hohes Tempo im Straßenverkehr. Das sind nicht nur Ärgernisse, sondern sie können lebensbedrohend sein, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Besonders wichtig scheint die Stadt Köln das aber nicht zu nehmen — ­bislang muss Britta Buch ohne Team auskommen. Sie arbeitet als Einzelperson im Team des Fahrradbeauftragten mit.

Das hat eine gewisse Ironie. Denn beim Posten des Fahrradbeauftragten ist es lange ähnlich gewesen. Als dieser vor rund ­15 Jahren den Job übernahm, stand ihm nur ein winziges Team zur Verfügung. So konnten seine Vorhaben innerhalb der Verwaltung leicht ausgebremst werden, manche sprachen sogar von seiner Stelle als »Feigenblatt«. Unter der grünen-schwarzen Rathauskoalition ist das Team gewachsen und konnte so schneller die von Rat und Ausschüssen beschlossenen Vorhaben umsetzen. Die ­Ergebnisse merkt man täglich, wenn man auf dem Rad in Köln unterwegs ist: Es ist weniger unangenehm geworden als es noch vor zehn Jahren war.

Verkehrspolitik ist in Köln mittlerweile zu einem Kulturkampf geworden, der besonders von der lokalen CDU angeheizt wird. Vielleicht ist das auch nur ehrlich. Denn eine progressive Verkehrspolitik läuft halt auf eine Umverteilung des begrenzt verfügbaren Straßenraums zugunsten von Radfahrenden und Fußgänger:innen hinaus, bei dem der Autoverkehr verlieren muss. Eine Fußgängerbeauftragte als Einzelkämpferin in diesen Kulturkampf zu schicken, spricht da nicht unbedingt für strategische Weitsicht. Sondern eher dafür, dass da jemand für die Galerie sterben wird.