Wird bald dichtgemacht: Aufgang vom Ebertplatz zur Sudermanstraße

Das nächste Provisorium

Dieses Jahr soll die Entscheidung über die Zukunft des Ebertplatzes fallen. Kann das klappen?

Seit sieben Jahren läuft nun schon die Zwischennutzung auf dem Ebertplatz mit Gastronomie und Kulturprogramm rund um den instandgesetzten Brunnen. Doch weiterhin ist der Platz ein Ort, an dem gedealt wird, ein Treffpunkt von Trinkern, an dem es oft ruppig zugeht. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Polizei nicht mit Blaulicht und Sirene vorfährt.

Nun sollen noch im Herbst auf Drängen der Polizei drei der fünf Treppenaufgänge zur unterirdischen Passage geschlossen werden, um Dealern Fluchtwege abzuschneiden. Die Politiker und zivilgesellschaftlichen Akteure, die seit zwei Jahren in einem Begleitgremium über die Planungen am Ebertplatz beraten, wurden davon überrascht: Ist dies schon eine ­Vorentscheidung über die spätere Gestaltung — oder umgekehrt das nächste Kölner Provisorium, das Jahre oder Jahrzehnte überdauert?

Statt zu entscheiden, ob die Betonarchitektur aus den 70er Jahren erhalten und saniert oder aber die Passage abgerissen und der Platz gemäß den Leitlinien zu den Kölner Ringstraßen von 2011 auf Straßenniveau angehoben wird, beschloss der Rat im Jahr 2021 eine »Vorentwurfsplanung« für beide Varianten. Die Stadtverwaltung schob mit einem Teil-Umbau des Platzes eine dritte Variante hinterher. Welche der Varianten nun umgesetzt wird, soll der Rat eigentlich Ende des Jahres entscheiden, wobei im September die Kommunalwahl ansteht. Zuvor ist eine Bürgerbeteiligung geplant. Wie soll das zeitlich noch hinhauen? Hinzu kommt, dass auch der Verkehr rund um den Platz neu geordnet werden soll — laut Stadt befindet sich eine Beschlussvorlage dazu »in finaler Abstimmung«.

»Wir haben durch die jahrelange Zwischennutzung bereits wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt«, sagt Klara Esch vom Büro Startklar a+b, die seit Anfang 2024 das Platzprogramm organisiert. Im Mai gab es einen öffentlichen Austausch mit dem Planungsteam sowie Rundgänge, die auch weiterhin zweiwöchentlich stattfinden sollen. Zur Führung Mitte Mai kamen ganze zwei Teilnehmer. Es werde weitere Termine für die Beteiligung geben, versichert Esch. 

Wir verzetteln uns, weil zu viele Varianten auf dem Tisch liegenFlorian Weber, CDU

Derzeit werden »Leitplanken« erarbeitet, die für alle drei Varianten gelten, so Esch: So soll Kunst und Kultur weiterhin eine Rolle am Platz spielen und die Platz­mitte Treffpunkt für die breite ­Gesellschaft sein. Die Ostseite des Platzes könnte mit »Stadt der Zukunft« überschrieben sein und vielleicht einen Fokus auf Mobilität legen, weil sich dort auch die KVB-Station befindet. Selbst die ebenerdige Variante liegt nach den Vorstellungen der Planungsbüros etwas unter Straßenniveau, damit der Brunnen nicht aufwändig verlagert werden muss. Er soll in jedem Fall erhalten werden.

Doch bei manchen wächst nun die Ungeduld. »Wir verzetteln uns, weil zu viele Varianten auf dem Tisch liegen und die Politik nicht frühzeitig entschieden hat«, sagt Florian Weber (CDU). Die ­Zwischennutzung habe den Platz nicht befrieden können, sie habe über die Jahre das eigentliche Ziel, den Platz dauerhaft zu beleben, aus den Augen verloren. Einige Maßnahmen wie die Kunst-Installationen auf den kaputten Rolltreppen seien sogar dysfunktional, »weil sie im Weg stehen«. Dass drei Aufgänge nun geschlossen werden, begrüßt Weber. »Die Empfehlung der Polizei nehme ich sehr ernst.« Die CDU verkündete im Mai in einem Positionspapier, sie wolle bestimmte Plätze »räumen« lassen, auf denen sich Obdachlose aufhalten. Das würde er sich auch für den Ebertplatz wünschen, sagt Weber. »Wir sehen immer häufiger Menschen, die vor den Kunsträumen lagern und Drogen konsumieren.« Die nega­tive Auswirkung auf Passanten ­werde unterschätzt, glaubt Weber.

Das sei »Wahlkampfgetöse«, sagt Sandra Schneeloch (Grüne). »Manche vergessen, dass wir den Entschluss, uns mit der Vorqualifizierung zwei Jahre Zeit zu geben, gemeinsam getroffen haben.« Die Lage am Ebertplatz sei in den vergangenen Monaten vergleichsweise ruhig. Das sei auch das Verdienst der beiden Streetworker, die seit März täglich vor Ort sind. Sie sprechen unter anderem Französisch und Arabisch und arbeiten mit einem »milieuspezifischen Ansatz«. Vertreter der Galerien in der Passage hatten das seit langem gefordert, bislang ist ihr Einsatz aber nur bis Jahresende bewilligt. Ein möglicher Umbau des Platzes aber beginnt frühestens 2030. »Das heißt, die Sozialarbeiter müssen fünf weitere Jahre bleiben«,
so Schneeloch.