Filmgeschichte auf Kölner Leinwänden

Der rührendste und ausgetickteste Robin-Hood-Film aller Zeiten

 

Bevor ich mit dieser neuen Kolumne loslege, erst einmal ein letztes Wort zum »Point Blank«, der Verriss-Kolumne, die ich seit über 18 Jahren an dieser Stelle Monat für Monat geschrieben habe: Ich weiß, dass viele von euch den Point Blank mochten. Tatsächlich macht es mir aber entschieden mehr Freude, mich liebevoll-lobend über das Kino auszulassen. Und keine Sorge: Wie meine wenig freundlichen Worte zu »Radiance«  zeigen, wird es auch in Zukunft auf diesen Seiten nicht an Grummeleien meinerseits fehlen.

 

»Out of the Past« ist also positiv ausgerichtet: Hier wird hervorgehoben, was sich filmhistorisch-filmkulturell Wahres, Gutes, Schönes in Köln tut. Wobei »filmkulturell« nicht automatisch Kino bedeuten muss: Die unterstützungswürdigste Veranstaltung dieses Monats ist eigentlich ein Videoabend, an dem aber der richtige Film an einem wunderbaren Ort gezeigt wird: der Traumathek. Kölns beste Videothek erinnert mit einer Vorführung von Richard Lesters »Robin and Marian« (1976) an den großen Schauspieler und Autor Robert Shaw. Dessen Tun und Treiben wird zu Beginn gewürdigt von Jens Dornheim vom Essener Theater Glassbooth — benannt nach »The Man in the Glass Booth«, einem Roman und Theaterstück von Shaw.

 

Die Traumathek ist für eine bestimmte Generation Kölnerinnen und Kölner vielleicht das, was für die Älteren einmal der WDR mit seiner Filmredaktion war: ein Ort, an dem man Filmgeschichte erforschen kann, und das auf eine angenehm unindoktrinäre Weise. Hier kann man erfahren, wie viel sleaze in Antonioni steckt, wie sublim das Kino eines Jean-François Davy sein kann und welche Weisheit und Würde im Schaffen von Regisseuren wie Peter Yates (»Bullitt«) zu finden ist, die sich nie groß um Autorenfilmer-Lorbeeren geschlagen haben.

 

So gesehen ist »Robin and Marian« ein perfekter Film für diesen Ort, steckt doch von allem etwas darin: Lester (»A Hard Day’s Night«) haut hier depperten Slapstick zusammen mit purem, rührenden Melodrama. Das Rüde wird mit dem Rohen, das Weise mit dem Kindsköpfischen vermählt. »Robin and Marian« ist nicht nur der bewegendste Robin-Hood-Film, sondern auch der ausgetickteste, wagemutigste, herrlichste, reichste. Hier kann man sehen, dass Kino einmal wirklich eine Weltanschauung war — die sich im Optimalfall in einem einzigen Werk kristallisieren konnte.