See the Sound

Zum sechsten Mal widmet sich das Musikfilmfestival »See the Sound« im Rahmen des Filmmusik-Kongresses »Soundtrack Cologne« der Beziehung von Bewegtbild und Musik. Und wie immer machen Dokumentarfilme das Gros des Programms aus. Ins Auge stechen zunächst die Filme über hierzulande bekannte Musiker und Bands wie Tokio Hotel, Anne Clark und Grace Jones oder über den musikalischen Tausendsassa und Wahlkölner Chilly Gonzalez — gelungene Porträts, die aber alle bereits in Köln gelaufen und nicht unbedingt auf das Festival als Forum angewiesen sind. Auch »Silvana«, das vielbeachtete Porträt der schwedischen Rapperin Silvana Imam, in ihrer Heimat eine Ikone der queeren Subkultur, hatte inzwischen seinen deutschen Kinostart.

 

Anders ist das etwa bei »Parallel Planes« der Kölner Filmemacherin Nicole Wegner. Die KHM-Absolventin holt darin gleich ein ganzes Dutzend Protagonisten und Koryphäen der US-amerikanischen DIY-, Hardcore- und Noise-Szene vor die Kamera, darunter Michael Gira (Swans), Ian McKaye (Minor Threat, Fugazi) und Jamie Stewart (Xiu Xiu). Das massive Aufgebot an Anti-Stars ist jedoch auch das Problem, denn so bleibt dem Film für die einzelnen Musiker zu wenig Zeit. Interessante Aspekte, etwa mit welchen Schwierigkeiten Anbieter unkommerzieller Musik in Zeiten schwindender Verkäufe physischer Tonträger zu kämpfen haben, werden nur angerissen.

 

Konzentrierter sind Beiträge wie »RocKabul« über die einzige afghanische Heavy Metal-Band oder »Gurrumul« über den australischen Singer-Songwriter Geoffrey Gurrumul Yonopingu vom Aborigines-Stamm der Yolngju. Von Geburt an blind, wurde er dank seiner herausragenden Stimme mit Songs in seinen Muttersprachen zum kommerziell erfolgreichsten indigenen Musiker Australiens und fand bis zu seinem Tod mit nur 46 Jahren im vergangenen Jahr auch international Beachtung. Der Film fasziniert nicht nur als Porträt eines verschlossenen Künstlers, sondern auch durch seine Gegenüberstellung zweier komplett unterschiedlicher Lebenswelten: Regisseur Paul Williams zeichnet Yonopingu als Botschafter seines Volkes, der sich in der Glitzerwelt des Showbusiness im besten Fall als Besucher verstand. Dank seiner tiefen Verwurzelung in seiner Kultur blieb er den Mechanismen westlicher Musikverwertung gegenüber bemerkenswert unbeeindruckt.