Die Briten kommen!

 

Das Festival »theaterszene europa« bittet zum britisch-deutschen Theatertreffen

Die 31. Ausgabe der binationalen »theaterszene europa« an der Studiobühne zeigt aktuelle Stücke aus Großbritannien. Das Programm wirft einen konzentrierten Blick auf aktuelle Strömungen und neue Ideen in der professionellen freien Szene. Ein Gespräch mit Kurator und Dramaturg Tim Mrosek.
 

 


Tim, Autoren wie Shakespeare haben für das Theater eine Bedeutung über Jahrhunderte hinweg. Andererseits ist britisches Theater stark performativ ausgelegt. Hält der Trend an?

 

Die britische Theaterlandschaft scheint tatsächlich noch klarer zwischen literarischem, psychologischem Theater und performativen Formaten zu trennen, als dies bei uns der Fall ist. Allerdings sind wir mehr an den Grenzgängerformaten interessiert.

 

 


 
Welchen Mix habt ihr für das Festival ausgewählt?

 

Der reicht unter anderem von der Transgender-Performance »Break Yourself« von Ira Brand über die Verwebung von New Circus und zeitgenössischem Tanz bei »Your Body is My Body« von Overhead Project bis hin zu der fünfminütigen ortsspezifischen Meditation »Sit with me for a moment and remember« von Michael Pinchbeck. Thermoboy FK zeigen eine Interpretation von Jane Austens »Stolz und Vorurteil«, die ausschließlich von Männern gespielt wird — und das reflektiert. Die Reckless Sleepers, die Ikonen der britischen Performancekunst, zersägen in »A String Section« auf wunderschönste Weise die Stühle, auf denen sie sitzen.
 

 

 


Was kann es heutzutage heißen, politisches »europäisches« Theater zu machen?

 

Zum Beispiel die Produktion »Zugunruhe« von Mechanimal aus Bristol, die wir beim Festival zeigen. Der Performer Tom Bailey hat sich mit diesem Begriff beschäftigt, der die »Migrationsunruhe bei Zugvögeln« beschreibt. Er hat zwischen Sumpfrohrsängern in den Sumpfgebieten von Summerset geprobt und eine Performance entwickelt, die einen Kontext zu den Migrationsbewegungen unserer Zeit herstellt. So verbindet er ein hochaktuelles politisches Thema mit einer sehr eigenen, poetischen theatralen Form.

 

 


 
Versteht ihr das Festival auch als Form des politischen Dialogs mit dem Publikum?

 

Wir bieten zu jeder Produktion ein Publikumsgespräch an. Dazu sind alle Zuschauer*innen herzlich eingeladen. Die Produktionen verhandeln so unterschiedliche Themen wie Gender, Migration, das Gesundheitssystem, Krieg, Sichtbarkeit, Privilegien, Dominanz und Unterwerfung. Insofern bieten diese Gespräche viel Raum für politischen Austausch.