Drehkreuz für Touristenbusse? Rückseite des Hauptbahnhofs

Auf Parkplatzsuche

Alle wollen mehr Touristen, aber niemand ihre Busse

Die Kölner Innenstadt ist 16 Quadratkilometer groß. Aber Gott und die Tourismusbranche wollen, dass Köln-Besucher nur einen viertel Quadratkilometer davon zu sehen bekommen: zwischen Dom im Norden und Heumarkt im Süden und zwischen Domblume im Westen und Rheinufer im Osten. »Via Culturalis« nennt sich das Tourismuskonzept dafür, gerne gekoppelt mit einem Ausflug in die Altstadt, der »Via Cervesiae«, wie wir Ex-Römer sagen. Das bringt ein Problem mit sich: Die großen Diesel-Reisebusse voller Touristen müssen irgendwo ihre Ladung loswerden. Im Moment tun sie dies an der Komödienstraße, schräg gegenüber der Tourismusinformation, zur Weihnachtszeit bevorzugt doppelreihig. Das ist nicht nur schlecht für die Feinstaubwerte, sondern stört auch den Verkehrsfluss.

»Störet nicht meine Kreise«, dachten sich daher die drei Volksparteien CDU, SPD und Grüne und forderten von der Stadt, den Halteplatz für Busse zu verlegen. Das war im November 2014. Die Stadtspitze präsentierte daraufhin den Kuhweg am Niehler Hafen als Alternative. Von dort könne man die Touristen dann mit kleineren E-Bussen (Feinstaub!) zum Dom fahren. Zu weit, fanden dagegen die Fraktionsspitzen der Volksparteien und präsentierten eine andere Idee: Die Busse könnten doch am Breslauer Platz halten. Denn bis Herbst 2015 existierte zwischen Musical Dome und Bahnbögen schon einmal eine Haltestelle für Fernbusse. SPD, Grüne und CDU hatten sie damals an den Flughafen verlegt. Der Grund: Rund um den Dom sei zuviel Verkehr.

Eine absurde Lösung per Dekret! Jürgen Weinzierl, Vorsitzender des Verbands der NRW-Busunternehmen

Oberbürgermeisterin Henriette Reker schlug daraufhin im August einen Kompromiss vor: Anstatt an der Komödienstraße könnten die Busse doch provisorisch in der Vorweihnachtszeit hinter dem Hauptbahnhof an der Goldgasse halten — neben Musical Dome und Kommerz-Hotel. Doch der Kompromiss war die noch größere Provokation. Eine »absurde Lösung per Dekret«, nannte ihn Jürgen Weinzierl, Vorsitzender des Verbands der NRW-Busunternehmen. Damit werde die Zufahrt zur Rheinuferstraße verengt. »Die Goldgasse ist jetzt schon überlastet«, ergänzte Ulrich Soénius von der IHK. Schließlich fahren auch Autos und Taxis über die Goldgasse zum Hauptbahnhof.

Aber nicht nur die Straßen sind ein Problem, sondern auch der Fußweg vom Parkplatz zum Dom: Er führt entweder durch den Bahnhof selbst oder durch eine dunkle Passage zur Trankgasse. Die Touristen würden so direkt am Taufbecken auf der Ostseite des Doms vorbei laufen, worüber sich Stadtdechant Robert Kleine besonders freute. Weniger Freude bereitete ihm jedoch die Passage selbst. Man müsse sie halt regelmäßig reinigen, fand Kleine. Denn die Passage ist dunkel und bei Tauben beliebt. Aber sie ist auch relativ warm und vor Regen geschützt, so dass dort viele Obdachlose schlafen. Sie müssten sich eine neue Bleibe suchen. Aber so ist das in der Kölner Innenstadt. Wo sich alles auf wenig Platz knubbeln muss, werden die Schwächsten halt verdrängt.