Große Träume, klein gedacht

Die Idee eines Gerhard-Richter-Museums in Köln scheint geplatzt. Gut so

Ach, Fritz Schramma. Ich erinnere mich. Kölner Frohnatur, von Beruf Lateinlehrer und Oberbürgermeister von 2000 bis 2009. Neun lange Jahre. In seine Amtszeit fallen die kulturpolitischen Desaster der Nuller Jahre: Kunsthallenabriss 2002, Kulturhauptstadtbewerbung 2004 und der Einsturz des Stadtarchivs 2009.

Mittlerweile ist Schramma 71 Jahre alt und schreibt eine Kolumne im »Express«. Dort machte er sich jüngst für den Bau eines Gerhard-Richter-Museums als Teil der »Historischen Mitte« am Roncalliplatz stark. Das könnte man getrost als Scherz abtun, es war aber keiner. Die Medien griffen das Thema willig auf; OB Reker schickte aus ihrem Urlaub ein flauschig-unentschiedenes Statement, Politiker meldeten sich zu Wort, schließlich der 87-jährige Künstler selbst: »Den Soloauftritt durch ein Einzelmuseum brauche ich gar nicht«. Ups! Alles nur ein Missverständnis?

Nein. Die Idee eines Richter-Museums ist charmant, wenn auch nicht neu. Zu diesem Zeitpunkt ist sie allerdings weder realistisch noch klug eingefädelt. Natürlich hätte der weltberühmte Maler, seit 1983 Wahlkölner und seit 2007 Ehrenbürger der Stadt, die Würdigung verdient. Nur wäre dafür ernsthaft und diskret eine Reihe von Fragen zu klären.

Statt um neue Großprojekte sollte Köln sich um seine acht Museen kümmern

Was genau sollte in einem Richter-Museum zu sehen sein? Die Stadt Köln besitzt rund 50 Arbeiten Richters, doch viele Schlüsselwerke befinden sich in Museen weltweit. Das Kölner Museum Ludwig besitzt Hauptwerke, die aber laut Vertrag mit der Ludwig Stiftung das Haus nicht verlassen dürfen. Der von Schramma gleich mitgelieferte Standort-Vorschlag ist so ungar wie diese ganze »Historische Mitte«. Und schließlich die nicht unwesentliche Frage: Was möchte eigentlich Gerhard Richter? Viele Werke hat er seiner Geburtsstadt Dresden vermacht. Am 15. August ist Kulturstaatsministerin Monika Grütters nach Köln gereist und hat mit Richter den Transfer von Teilen seiner Privatsammlung in die Nationalgalerie Berlin ausgemacht. Der Kölner Traum dürfte damit geplatzt sein.

Das ist eine gute Nachricht. Statt neuer Großprojekte kann sich Köln jetzt um die Pflege seiner acht (!) städtischen Museen kümmern, um ihre vergammelten Depots, die Erweiterung des Wallraf und einen angemessenen Ort für das Stadtmuseum. Und Gerhard Richters Werk? Das ist beim Museum Ludwig in guten Händen, wie es zuletzt 2017 mit der großen Ausstellung zum 85. Geburtstag des Künstlers bewiesen hat.