Stau-Stadt Köln mal anders: Bäume und ihre Freunde auf Parkplatzsuche

Park auf Parkplatz

Die »Initiative Wanderbaumallee« will die Stadt grüner machen und setzt dafür Bäume auf Rollen

Viel Blech, viel Beton, und dann ist auch noch die Luft schmutzig. »Dass Straßen ein Ort sein können, an dem sich Menschen gern aufhalten, können sich die meisten Menschen nicht mehr vorstellen«, sagt Dirk Frölich. Das möchte der Ehrenfelder mit der Initiative »Wanderbaumallee« ändern.

Im September hat Frölich mit Nachbarn und Freunden drei Bäume und ein Kräuterbeet gepflanzt. Allerdings nicht im eigenen Vorgarten, sondern in Kübeln samt Sitzgelegenheiten. Die Pflanzkisten mit Amberbaum, Zierapfel und Maulbeerbaum haben Rollen, auf denen man sie durch die Stadt schieben kann. Anwohner oder Institutionen können für mehrere Wochen Patenschaften übernehmen, und so ihre Straße aufhübschen.

Mehr Grün im öffentlichen Raum

Natürlich gehe es darum, wieder Grün und Bäume in die Stadt zu brin­gen, sagt Frölich. »Die Leute sollen merken, was es mit einer Straße machen kann, wenn da plötzlich zehn Bäume stehen.« Die Bäume spenden Schatten, kühlen das Mikroklima ab und sehen schön aus. »Wir wollen aber auch Treffpunkte im öffentlichen Raum schaffen. Es gibt immer weniger Orte, an denen man sich begegnen kann.« 

Die Idee stammt aus München. Dort hat der Verein Green City Anfang der 90er Jahre Bäume auf Rollbrettern ausgefahren. Mittlerweile kooperiert man dort mit der Stadt. Mehr als 150 Bäume sind in München gepflanzt worden, wo Green City vorher rollende Pflanzkästen postiert hatte. Der Impuls für die Kölner Wanderbaumallee aber kam aus Stuttgart. »Die Stuttgarter haben seit Jahresbeginn schon 16 Wanderbaummodule mit Sitzgelegenheiten gebaut«, sagt Frölich. Die knapp zehn Mitstreiter des Kölner Projekts konnten vom Know-how der Schwa­ben profitieren: »Die haben uns alle Pläne zur Verfügung gestellt — mit Stücklisten und Bestelladressen«, sagt Frölich.

Eine Alternative zur Stadtbegrünung

Finanzielle Starthilfe erhielt die Wanderbaumallee von den Vereinen Radkomm und dem VCD Köln: »Wir planen, uns die Finanzierung für weitere sechs Module zu sichern.« Spätestens im Frühjahr möchte die Wanderbaumallee ihrem Namen gerecht werden: »Dann wollen wir als wirkliche Allee unterwegs sein.« Dafür führt die Wanderbaumallee Gespräche mit dem Grünflächenamt. »Wir wollen klären, ob eine Zusammenarbeit möglich ist«, sagt Frölich. Für die städtischen Planer könnten die fahrbaren Pflanzkisten eine Alternative der Stadtbegrünung darstellen. Denn es gibt immer weniger Stadtbäume, die Pflanzen halten den Widrigkeiten von Schadstoffen, Hitze und Trockenheit als Jungbaum kaum mehr stand. »Wir wollen zeigen, dass es auch andere Wege der Stadtbegrünung gibt«, sagt Frölich. Als Beispiel nennt er die Severinstraße in der Südstadt, wo Anwohner und Gewerbetreibende im Sommer bepflanzte Blumenkübel aufstellten, um das triste Straßenbild aufzuhellen. Nicht überall in der Stadt können Bäume gepflanzt werden, etwa wenn Versorgungsleitungen im Boden liegen. Zudem benötigen Bäume viel Zeit, um zu wachsen. Gerade dann seien mobile und temporäre Lösungen sinnvoll, sagt Frölich.

Um in ganzen Straßen parkende Autos gegen Stadtbäume zu tauschen, bräuchte die Initiative Sondernutzungsgenehmigungen von der Stadt. Solange kann sich die Initiative auf die Straßenverkehrsordnung berufen. »Unsere Wanderbäume sind mobil, sie haben Rollen. Handkarren sind also Fahrzeuge — und die dürfen auf Parkplätzen stehen«, sagt Frölich und lacht.

Fr 25.10., Alte Feuerwache, 19 Uhr
»Gestalte deine Stadt — Offenes Treffen der Gruppe Wanderbaumallee Köln«
Mehr Infos auf wanderbaumallee-koeln.de