Last men standing: Locu & Ruth

Subversion im Alltag

Auf dem Festival West Off erforschen junge Künstler Strategien wider die Vergänglichkeit

Im Rahmen von »West Off« zeigt das Theaternetzwerk Rheinland jedes Jahr drei Produktionen, die eigens für das Festival von jungen Nachwuchsgruppen entwickelt wurden. In diesem Jahr im Fokus: Die subversive Kraft einer Generation, die mit eigenen Regeln auf die Zukunft blickt.

Der Umlaut ist die veränderte Artikulation eines Vokals. Einen besseren Namen hätte sich das Kollektiv »äöü« also kaum geben können, als Johannes Karl und Patricia Bechtold 2018 beschlossen, alte Erzählformen aufzubrechen und neu zu besprechen. Mit den Mitteln von Theater, Installation und ­Performance collagieren sie in ihren Stücken Alltag und Theorie. Dieses Mal steht in der Studiobühne ihre Abhandlung »Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels« (15.11., 20 Uhr) auf dem Programm. Anhand des Fabrikats »Black Box« untersuchen die beiden Künstler das kleinteilige Archiv des Lebens, das den Menschen — egal ob in den Ritzen der Computertastatur, auf den Blättern der Yucca-Palme oder im Gewebe des Lieblings-Fummels — mit seiner Vergänglichkeit konfrontiert.

Um eine aktuelle Bestandsaufnahme bemüht sich auch das Stück »Still Standing« (16.11., 20 Uhr) der Performerinnen Locu&Ruth in der Studiobühne. Sie stehen einfach herum, okkupieren ein Fleckchen Erde, gerade so groß, dass darauf zwei Füße passen, und halten die Synchronisierung von Leere und Fülle aus, die sich einstellt, wenn man gar nichts tut und sich gleichzeitig unendlich viele Handlungsmöglichkeiten eröffnen. Das Stück führt akribisch ihre Standorte
vor ­— und alles, was dann passiert.

Das dritte Stück in der diesjährigen Auswahl von »West Off«: Das neu gegründete kollektiv.plakativ fragt — der Name ist Gesetz! — nach allem, was wir brauchen. In »All I need« (17.11., 20 Uhr) wird das Leben zur dionysischen Reise zwischen Verlangen und Befriedigung, Rausch und dem Kater danach erklärt. Das Trio Olja Artes, Alina Rohde und Alessandro Grossi wärmt die Frage, die die Straight-Edge-Szene spätestens in den 90er Jahren beschäftigte und heute erneut in Lifestyle-Magazinen behandelt wird, wieder auf: Stillt nicht die Askese das Verlangen?
Ist alles, was wir brauchen,
wirklich Liebe oder doch nur
»a little sign«?

15.–17.11., Studiobühne, 20 Uhr, mehr Infos: west-off.de