Frisches Kochen statt Catering: In Kitas geht’s dabei häufig um Knete

Alles aufgegessen?

Der Kölner Ernährungsrat will die Kita-Küche nachhaltiger machen

1 Euro 90 am Tag: So viel darf die Mahlzeit eines Kindes in einer ­städtischen Kita in Köln derzeit kosten. Seit 2002 ist dieser Betrag gleich geblieben, ungeachtet der Preis­steigerung von Lebensmitteln in diesem Zeitraum um rund 24 Prozent. Kritische Stimmen, wie der Kölner Ernährungsrat, mahnen seit langem an, dass sich mit diesem Budget keine gesunde und ausgewogene Ernährung gewährleisten lasse — und fordern in ihrem Strategiepapier ein um­fassendes Konzept in Sachen Kita-Essen. Doch die im vergangenen Jahr gestartete Qualitäts­offensive der Stadt Köln läuft nur schlep­pend an.

»Manchmal wirkt es so, als wisse die rechte Hand nicht was die linke tut«, findet Florian Sander, Koordinator vom Ernährungsrat. Im vergangenen Jahr etwa hatte die Verwaltung prüfen lassen, welche Möglichkeiten Kitas zum frischen Zubereiten der Mahlzeiten haben — um dann mit einigem Überraschen festzustellen: Auch in neugebauten Einrichtungen erfordere der Verzicht auf einen Caterer Umbaumaßnahmen von mindestens 30.000 Euro. Realitätsfremd nennen das einige Kritiker, doch Sander versichert: »Wir sind in einem sehr guten Austausch mit der Stadt, auch hinsichtlich der Neuausschreibung des Caterings im kommenden Jahr.«

Aktuell steht bei ihm und seinen Mitstreitern auf der Agenda: Die Stärkung der Nachhaltigkeit in der Kita-Küche. Wie können Speise­pläne kalkuliert werden, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden? Und welche Gerichte sind eigentlich klimafreundlich? Elf paritätische Kitas in Köln machen bislang bei dem von der Verbraucherzentrale NRW geförderten Projekt »MehrWertKonsum« mit. »Wir haben Tabellen mit den Ergebnissen aufgehängt und geschaut, welche Gruppe am wenigsten weggeworfen hat«, erzählt Nicole Wegner-Hemmert, Kita-Leiterin in Höhenhaus. Danach wurden mit dem Küchenpersonal Verbesserungs­vorschläge für Essensplanung und Portionierung entwickelt.

»Auf diese Weise ergeben sich auch finanzielle Spielräume, die für mehr frische regionale Produkte genutzt werden können«, sagt Frank Waskow, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale. Geht es nach dem Kölner Ernährungsrat, soll das aber noch nicht alles sein: Er fordert einen »Regionalkümmerer«, der Kitas künftig mit Land­wirten aus der Kölner Umgebung zusammen bringt.