Wetter-Unternehmer: Hodaka lässt es regnen

»Weathering With You«

Shinkai Makoto begeistert nach »Your Name.« erneut mit einer vielschichtigen Öko-Parabel

 

Japan war die erste international bedeutende Filmkultur, die abendfüllende Animationsfilme ins Rennen um den Fremdsprachen-Oscar geschickt hat. Vergebens bislang — offenbar ist die Idee immer noch nicht konsensfähig im Rest der Welt, dass sich mit gezeichneten Gestalten und Welten genauso intelligent-komplex über das Leben und das Gemeinwesen nachdenken und sprechen lässt wie mit der sogenannten Wirklichkeit entnommenen Bildern und Tönen. Glücklicherweise scheint man sich beim japanischen Oscar-Nominierungskomitee davon niacht beeindrucken zu lassen.

Was uns zu Shinkai Makotos neuem Meisterwerk »Weathering With You« bringt, den Japan dieses Jahr ins Fremdsprachen-Oscar-Rennen schickt. Und wer weiß: Vielleicht ist ja nun endlich die Zeit für irgendeine Art Anerkennung gekommen, wo Shinkais vorheriger Film, »Your Name.« (2016), international beträchtliche Kritiker- wie Publikumserfolge feiern konnte. Und »Weathering With You« ist­ ­keinen Deut weniger brillant!

Ähnlich wie in seinem vorherigen Film erzählt Shinkai auch hier eine Öko-Sozial-Parabel, wobei diese im Kern globaler gezirkelt ist: Ging es in »Your Name.« ziemlich unmissverständlich um die Dreifachkatastrophe von Fukushima, so dreht sich »Weathering With You« um den Klimawandel allgemein — wenn auch in einer Art, die man nur als verblüffend vielschichtig bezeichnen kann.

Der Teenager Hodaka reißt von zu Hause aus und macht sich auf den Weg nach Tokio. Dort lernt er eine junge Frau namens Hina kennen, die durch Gebete das Wetter verändern kann, also scheinbar eine Schamanin ist. Hodaka kommt auf eine bizarre Geschäftsidee: Gemeinsam mit Hina eröffnet er einen Schönwetter-Service, bei dem man sich Sonnenschein und wolkenlose Himmel für Feierlichkeiten aller Art bestellen kann. Alles könnte heiter sein, wäre nicht die Polizei hinter Hodaka her, der noch minderjährig ist und deshalb vom Jugendamt gesucht wird.

Das deutet an, in welchen Bahnen sich die Geschichte um Rumpf-Familien und soziale Entfremdung fortentwickelt — genial aber ist, wie Shinkai dies wiederum zusammendenkt mit den Umweltverheerungen. Da werden dann die ganz großen Fässer aufgemacht. Und plötzlich muss man feststellen, dass dieses top-familientaugliche Stück Fantasy dem ganzen oft gehypten Kunstkinokrempel intellektuell weit überlegen ist.

 

(Tenki no ko) J 2019, R: Shinkai Makato, 114 Min. Start: 16.1.