Rodenkirchen steht im Ruf, die Menschen hier pflegten einen sehr distinguierten Lebensstil. Das ist übertrieben, und deshalb begegnet einem gastronomisch nirgends Dünkel; es gibt keine Champagnerbars und Edel-Sushi-Imbisse, zudem keine veganen Bowl-Läden, denn auch die Metropolen-Moderne stößt kaum auf Interesse. Stattdessen tut man sich hier bevorzugt gütlich an Bodenständigem, oft einfach Schnitzel und Bier. Insofern überrascht es nicht, dass nun in bester Lage mit Blick auf den Rhein ein Steakhaus eröffnet hat.

In diesen Tagen »bestes Fleisch aus aller Welt« zu inserieren, mag dem Zeitgeist in mehrfacher Hinsicht zuwiderlaufen. Doch dass dies unternehmerisch klug ist, zeigt der Zuspruch. Es gibt aus kulinarischer Perspektive kaum etwas zu beanstanden. Ausnahme ist der uninspirierte Salat, der als Zwischengang serviert wird. Güte, Zubereitung, Präsentation der Steaks aber sind ohne Makel (Rumpsteak, 30,80 €/200g).

Auch Meeresfrüchte als Vorspeise gelingen gut, etwa die Calamari in der gusseisernen Pfanne oder Oktopus mit Salsa verde und feinem Linsensalätchen (je um 15 €). Jedoch gibt es bloß vier offene Weine (rund 7–8 €/0,2l), die zudem wie der Cabernet Sauvignon aus dem Nordosten Italiens kaum Eindruck hinterlassen (interessante Flaschen ab rund 40 €). Die sanfte, dunkle Farbgebung, das dezente Licht, überhaupt die mondäne Atmosphäre und die großen Fenster mit Blick auf die Rheinaue verströmen den großbürgerlichen Chic, den man in Rodenkirchen dann doch erwartet.