Cooler geht’s nicht: Don Letts

Beats international

Das Kölner Musikfilm-Festival »See the Sound« schlägt eine Schneise in die ­überbordende Musikfilm-Produktion

Es gibt keine genauen Statistiken, aber die Anzahl von Filmen über Musiker, die jedes Jahr erscheinen, geht in die Hunderte. Man kann den Eindruck bekommen, die Karriere jeder überregional bekannten Band sei bereits filmisch aufgearbeitet worden. Regulär in die Kinos kommt von diesen Filmen natürlich nur ein kleiner Bruchteil. Das Kölner Festival »See the Sound«, Teil des Soundtrack-Cologne-Kongresses, hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Auswahl der jährlichen Produktion zu präsentieren. An die dreißig Filme laufen dieses Jahr, vor allem Dokumentar-, aber auch eine Hand voll Spielfilme. Sieht man von Dokus über den früh verstorbenen Rapper Lil Peep und die Band The Band ab, dann fehlen weitgehend die großen Namen — was aber kein Nachteil ist. Schließlich lässt sich aus der Berühmtheit der Künstler nicht auf die Qualität des Films schließen.

So entpuppt sich »Everybody’s Everything«, der Film über den mit 21 Jahren an einem Medikamenten- und Drogencocktail gestorbenen Lil Peep, vor allem als Dienst an den Fans mit vielen privaten Aufnahmen backstage. Spannender ist da »Rebel Dread«, ein Dokumentarfilm mit und über Don Letts, einer schillernden Figur der Londoner Subkultur, die verschiedene Welten verbunden hat. Seine Zeit als Musiker bei Big Audio Dynamite und Screaming Target ist dabei vielleicht am wenigsten interessant. Wichtiger ist, wie er im London der 70er Jahre auf der Londoner King’s Road Punk und Reggae zusammenbrachte. Zeitweise war er Manager der Slits, und später wurde er zu einem gefragten Musikvideoregisseur. Letts ist ein charismatischer Erzähler und Regisseur William E. Badgley hat wunderbares Archivmaterial gefunden, um dessen Aussagen zu bebildern.

Auch wenn DJ Nigga Fox schon ein paar Mal die Kölner Tänzer zum Schwitzen gebracht hat, den meisten dürften er und seine Kollegen vom Label Principe noch unbekannt sein. Der Dokumentarfilm »Lisbon Beat« bietet die Gelegenheit, in die Welt der afro-lusophonen Diaspora von Lissaboneinzutauchen.

Um die Rave-Welle im Schottland der frühen 90er Jahre geht es im besten Spielfilm des Programms: »Beats« von Brian Welch erzählt von zwei Freunden aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen, die ihre Begeisterung für Ravemusik vereint. In Schwarzweißbildern lässt »Beats« die illegale Tanzpartykultur der mittleren 90er-Jahre in Schottland wiederaufleben und vermittelt den Enthusiasmus der Szene mit liebevoll nachgestellten Details und treibenden Beats. Ein sympathischer Crowdpleaser.

Mi–Sa 22.–25.4., div. Orte, Infos: soundtrackcologne.de

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