Was ist da los? Kleine Hunde im Schnüffelmodus

Angemessen lustig

Die Kölner Band »Kleine Hunde« schlagen der Banalität ein Schnippchen

Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt? Beim Konzert von Kleine Hunde im Rahmen des Indie Cologne Fest im Subway Ende Februar gerät man ins Zweifeln. Das im Vorfeld über diverse »Influencer« im privaten Umfeld als neues Kölner Ding gepriesene Quartett wirkt auf der Bühne zunächst erschreckend normal: Einer trägt Jeans und Turnschuhe, der nächste ein Hawaii-Hemd, ein anderer eine Baseball-Kappe. Keine Schnurrbärte, keine coolen Frisuren, keine Band-CI. Könnte sich theoretisch auch um Teilnehmer irgendeines Junggesellenabschieds handeln.

Vor der Bühne herrscht allerdings die große Euphorie — und obwohl die Musiker das klassische Boybandalter bereits hinter sich gelassen haben müssten, ist der Anteil euphorisch tanzender junger Frauen auffällig hoch. Was ist da los? Der Bandname bringt es auf den Punkt: Kleine Hunde wirken wie verspielte Kläffer, die immer nur das machen, was ihnen gerade in den Sinn kommt und aus all den Versatzteilen ihre eigene Rappelkiste bauen. Das klingt mal nach oldschooliger NDW, dann plötzlich nach breitbeinigem Hardrock, und im nächsten Song wird ein jazzig gechillter HipHop-Groove ausgepackt, dessen Refrain in eine Funpunk-Hymne mündet. Die Texte stehen dem in nichts nach — ein Sammelsurium an Phrasen und absurden Banalitäten. Kostprobe: »Da steht ein Elefant im Raum, sagt der Amerikaner, Christoph Daum kokst nicht mehr, sagt der DFB«. Ist das also der neue Kraut-und-Rüben-Rock?

»Ich fand eigentlich schön, als man uns unkonventionellen Art-Pop bescheinigte, das klingt etwas charmanter«, sagt Schlagzeuger Paul Heß, und Bassist Dominique Uhe ergänzt: »Wenn man überhaupt von einer Philosophie sprechen kann, geht es uns vielleicht darum, möglichst sprachliche Klischees und Erwartungen aufzubrechen oder zumindest damit zu spielen.« Ein wichtiger Aspekt für die Anziehungskraft der Live-Show ist jedenfalls, dass die vier Hunde sehr oft aus einer Kehle singen, was die Rudelhaftigkeit der Band unterstreicht und selbst der profansten Textzeile eine gewisse Autorität verleiht. Fragt sich nur: Wo verläuft die Grenze zwischen Humor und Klamauk? »Wir sind angemessen lustig«, findet Gitarrist Philipp Kremer. »Wir sind aber auch keine drolligen Blödelbarden«, bringt es Lead-Sänger und Gitarrist Tobias Thye auf den Punkt, »wir beschreiben Unglück und Unfug zugleich«.

5-Track-EP »Achtzig | Zwanzig« auf Bandcamp: kleinehunde.bandcamp.com

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